Unerwartet kommt es nicht: am Wochenende gab es erneut 20 neue Corona-Infektionen im Main-Tauber Kreis. Ab Montag früh wird sich der Kreis der „Vorwarnstufe“ einer Inzidenz von 35 deutlich nähern. Ob sie überschritten wird, ist aber noch unklar.

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Die Entwicklung der Corona-Neuinfektionen im Main-Tauber Kreis. Gezeigt ist Anzahl der Neuinfektionen binnen 7 Tagen je 100.000 Einwohnern. Man sieht den Ausbruch vom Wochenende. (Grafik: Rainer Gerhards, Daten: Main-Tauber Kreis)

Denn mit der Inzidenz ist das so eine Sache: sie wird nicht unerheblich von Meldeverzögerungen beeinflusst. Tatsächlich erreicht der Kreis am 12.10. eine Corona Inzidenz von 34,4 Neuinfektionen je 100.000 Einwohnern. Dann reicht eine einzige Neuinfektion, und man ist über 35. Wobei, siehe weiter unten: direkte Folgen hat das nicht.

Allerdings hat z.B. das Land Baden Württemberg soeben in seiner heutigen Meldung nur 15 der 20 Fälle aufgenommen und geht daher von einer Inzidenz von 31,7 für den Main-Tauber Kreis aus. Wie viele Fälle dem RKI bis heute Mitternacht tatsächlich gemeldet werden ist auch kaum absehbar. Meist sind es aber weniger als in der Meldung des Landes (gelegentlich aber auch nicht). Man sieht: die offizielle Inzidenz ist ein bisschen „Zauberkram“ und schlecht vorherzusagen. Allerdings: in den nächsten beiden Tagen steigt sie mit jeder neuen Infektion. Denn am Montag und Dienstag letzter Woche wurden gar keine Fälle gemeldet. Vielleicht bleibt es ja kommende Woche auch so.

Die Moral von der Geschicht: nicht wegen der Inzidenz verrückt machen, das lohnt nicht. Statt dessen Maske tragen, Lüften und die AHA-Regel einhalten. Das hilft.

Situation im Kreis

In Bad Mergentheim mussten drei weitere Schulklassen unter Quarantäne gestellt werden. Dabei handelt es sich um zwei Klassen sowie einzelne Schülerinnen und Schüler von Parallelklassen am Deutschorden-Gymnasium und um eine Klasse der Kaufmännischen Schule Bad Mergentheim. Laut Pressemitteilung gibt es mindestens zwei größere Cluster, einer davon der an den Bad Mergentheimer Schulen. Überhaupt spielt sich das Geschehen nach wie vor hauptsächlich rund um die Kurstadt ab. Es gibt allerdings auch einige nicht mit den Clustern verbundene Fälle.

Wie es um den Ausbruch im Seniorenzentrum Igersheim steht, ist aus den aktuellen Daten und der Pressemeldung nicht erkennbar. Evtl. kann man aus den Altersdaten des RKI in den nächsten Tagen weitere Folgerungen ziehen.

Karte mit aktiven Corona-Fällen im Main Tauber Kreis am 11.10.
Kreiskarte: Aktive Coronavirus-Infektionen im Main-Tauber-Kreis, aufgeschlüsselt nach Städten und Gemeinden (Stand: 11. Oktober, Quelle: Landratsamt in TBB)

Ob die am Freitag gemeldete „außerordentlich hohe Zahl von weiteren Testergebnissen“ nun bereits abgearbeitet ist, wird sich auch erst noch zeigen. Wünscheswert wäre es. Durch die neuen Fälle habe sich aber sicherlich neue Testungen ergeben. Die werden Montag, voraussichtlich aber frühestens Dienstag Ergebnisse zeigen.

Wie immer gilt also: warten wir es ab. Panik ist nach wie vor keine angesagt, ein bisschen besorgt darf man unserer Meinung nach aber durchaus sein. Und damit dann hoffentlich auch noch ein bisschen vorsichtiger als sonst schon. Denn: unser Verhalten wird den Verlauf der Pandemie auch im Main-Tauber Kreis entscheidend beeinflußen.

Eindringlicher Appell an die Bevölkerung

Vor dem Hintergrund des aktuell steigenden Infektionsgeschehens appellieren Erster Landesbeamter Christoph Schauder als Leiter des Arbeitsstabes Corona im Landratsamt Main-Tauber-Kreis und Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elisabeth Krug an alle Bürgerinnen und Bürger, die Corona-Regeln strikt zu beachten und insbesondere die AHA-Regeln konsequent einzuhalten. Dies bedeutet, Abstand zu anderen Menschen zu halten, strikt auf Hygiene zu achten, insbesondere durch häufiges Händewaschen, und überall dort, wo es verpflichtend ist, konsequent die Maske zu tragen. „Dabei müssen stets sowohl Mund als auch Nase bedeckt sein, denn Halbmast hilft nix“, sagt Erster Landesbeamter Christoph Schauder.

Wir möchten noch ergänzen, dass durch die mittlerweile gut erhältlichen OP-Masken auch ein gegenüber OP-Masken deutlich besserer Eigenschutz gegeben ist.

Darüber hinaus ruft Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elisabeth Krug dazu auf, die Mund-Nasen-Bedeckung freiwillig auch überall dort zu tragen, wo man auf viele Menschen trifft, beispielsweise auf stark belebten Straßen und Plätzen. „Jenseits aller Vorschriften ist es schlicht vernünftig, einer einfachen Regel zu folgen: überall dort, wo viele Menschen sind, nutzen wir konsequent die Alltagsmaske“, erklärt Krug. Schließlich werde die AHA-Regel spätestens seit Beginn der kühleren Jahreszeit um zwei Buchstaben erweitert – um das C für Corona-Warn-App nutzen und um das L für das regelmäßige, intensive Lüften aller Innenräume, auch wenn es draußen kalt ist.

Wir möchten hier ergänzen, dass gerade das Lüften häufig unterschätzt wird. Auch bei Treffen im Familien- und Vereinskreis bietet Lüften einen guten Infektionsschutz, auf den man nicht verzichten sollte.

Vorwarnstufe löst keine Automatismen aus

Wi schon gesagt, wird aufgrund der Anzahl der am Sonntag gemeldeten neuen Infektionen wird am Montag im Main-Tauber-Kreis der Grenzwert der Vorwarnstufe von 35 neu verzeichneten Corona-Fällen pro 100.000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen fast erreicht.Dies wird zwar keine Automatismen auslösen, vor allem so lange es sich um klar eingrenzbare Infektions-Cluster handelt“, so Erster Landesbeamter Schauder. „Aber die nächsten Tage werden entscheidend sein, ob wir von behördlicher Seite regulatorisch eingreifen müssen“. Er ruft deshalb eindringlich dazu auf, soziale Kontakte auf das absolut Notwendige zu reduzieren und auf einen möglichst festen Kreis in der eigenen Familie und der engsten Freunde zu beschränken. Insbesondere sollte jede Bürgerin und jeder Bürger sich fragen, ob die Teilnahme an Festen und Feiern derzeit wirklich notwendig ist.Sicher bringt die Begrenzung sozialer Kontakte äußerst schmerzliche Einschnitte in unser aller Leben mit sich. Doch wir sollten uns bewusst sein, dass damit jeder Einzelne einen wichtigen und wertvollen Beitrag dazu leisten kann, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, den Betrieb von Schulen und Kindergärten mit Unterricht und Betreuung vor Ort zu ermöglichen und die Wirtschaft am Laufen zu halten“, sagt Schauder. Dabei gehe es nicht darum, das öffentliche Leben massiv einzuschränken. Man befinde sich aber in einer hoch dynamischen Entwicklung und müsse weiter genau beobachten, wo und wie sich das Virus verbreitet, um dann mit geeigneten Maßnahmen rasch reagieren zu können.

Das Infektionsgeschehen vom Wochenende im Deta

Im Main-Tauber-Kreis wurden am Wochenende insgesamt 20 Fälle einer Coronavirus-Infektion gemeldet, davon vier am Samstag, 10. Oktober, und 16 am Sonntag, 11. Oktober. Die Betroffenen leben im Gebiet der Städte und Gemeinden Bad Mergentheim, Igersheim, Weikersheim und Niederstetten. In neun Fällen besteht ein Zusammenhang zum aktuellen Infektions-Geschehen im Bischöflichen Internat Maria Hilf und in mehreren Schulen in Bad Mergentheim. In acht Fällen handelt es sich um Kontakte zu einem weiteren, bereits bekannten Infektions-Cluster. Alle 20 neu Infizierten befinden sich in häuslicher Isolation. Ihre Kontakte werden ermittelt, soweit sich dies nicht aufgrund bereits bestehender Quarantäneanordnungen erübrigt. Für die Kontaktpersonen wird, sofern noch nicht geschehen, ebenfalls häusliche Isolation angeordnet und eine Testung veranlasst. Die Gesamtzahl der bislang bestätigt infizierten Personen im Landkreis beträgt nun 621.

Derzeit sind 67 Personen aktiv von einer nachgewiesenen Infektion betroffen. Diese Fälle verteilen sich auf das Gebiet der Kommunen Ahorn: 0, Assamstadt: 0, Bad Mergentheim: 30 (+9), Boxberg: 2, Creglingen: 0, Freudenberg: 0, Großrinderfeld: 2, Grünsfeld: 0, Igersheim: 6 (+3), Königheim: 0, Külsheim: 0, Lauda-Königshofen: 4, Niederstetten: 5 (+3), Tauberbischofsheim: 2, Weikersheim: 9 (+5), Werbach: 0, Wertheim: 5, und Wittighausen: 2.

Für das Bischöfliche Internat Maria Hilf in Bad Mergentheim wurde am Wochenende ein strukturiertes Entlassmanagement eingeleitet. Internatsschüler, die negativ auf das Coronavirus getestet wurden, können, sofern gewünscht, den Rest ihrer Quarantänezeit nun in ihren Familien verbringen.

Die Altersverteilung der Infektionen

Die Verteilung auf Altersgruppe ist insbesondere interessant, um den Gefährdungsgrad zu erkennen. Die Altersverteilung wird nicht vom Kreis mitgeteilt. Wir erhalten die Daten vom RKI, meist mit 2 bis 3 Tagen Verspätung. Die Grafik bildet daher aktuell den Stand vom Freitag ab. Sie wird sich in den nächsten Tagen jedoch noch verändern und ist in einigen Tagen final.

Es fällt leider auf, dass auch eine Anzahl von Hochrisiko-Personen (80 Jahre und älter) infiziert wurden. Ansonsten kann man aus den Daten auch erkennen, dass voraussichtlich sowohl Schüler, gerade der höheren Klassen, und Lehrer infiziert wurden. Das hat das Landratsamt ja auch bereits mehrfach mitgeteilt.

Quelle: Pressemitteilung des Main-Tauber Kreises

Weitere Informationen rund um Covid-19 (Corona, SARS-CoV-2), auch im Main-Tauber Kreis, gibt es auf der Übersichtsseite zu Coronavirus in Großrinderfeld und Main-Tauber Kreis.
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