Großrinderfeld wird sich umfangreich im Bereich der erneuerbarern Energie engagieren, und allen Bürgerinnen und Bürgern dabei viele Vorteile bieten (siehe auch Mitteilungsblatt 18/23). Neben der Photovoltaik ist auch „ein gerüttelt Maß Windkraft“ mit dabei. Wer mich kennt, wird jetzt vielleicht ein bisschen die Stirn runzeln. Habe ich nicht bei diversen Gelegenheiten, gegen Windkraft argumentiert? Stimmt, und das war in der damaligen Situation auch richtig. Trotzdem halte ich „Energie Großrinderfeld“ für eine ausgezeichnete Idee. Lesen Sie hier, warum.

Bereits existierende Freiflächen PV-Anlage in Großrinderfeld (Foto: Rainer Gerhards)

Vorab das Wichtigste in Kürze – so müssen Sie nicht unbedingt den ganzen (langen) Text lesen:

  • Die Rahmenbedingungen in Bund und Land haben sich geändert. Nur durch aktives Angehen des Themas haben wir die Möglichkeit, störende und ungünstige Standorte zu vermeiden.
  • Die Planungshoheit bleibt in Hand der Gemeinde. Es wurden Kriterien entwickelt, bei der kaum Beeinträchtigungen für die Bevölkerung entstehen.
  • Am Nutzen der Anlagen hat jeder Teil – groß und klein, arm und reich, Landbesitzer oder nicht – eben wirklich alle Einwohner von Großrinderfeld.
  • Vom 8. bis 11. Mai gibt es Informationsveranstaltungen in allen Ortsteilen. Hier geht es zu den Terminen.

Bürgermeister, Rathausteam und Gemeinderat haben jetzt die Grundlagen für ein wegweisendes Konzept, das „Großrinderfelder Modell„, geschaffen. Das Konzept ist hinreichend gereift, nun geht es in die Bürgerinformation und den Dialog. Meine Bitte: hören Sie sich die Argumente an, versuchen Sie, die schwierigen rechtlichen Rahmenbedingungen zu verstehen und begleiten Sie das Projekt positiv. Gemeinsam schaffen wir einen Gewinn für Alle und halten die Nachteile sehr gering. Wir haben heute noch die Chance ungesteuerten Wind-Wildwuchs bei uns zu vermeiden. Lassen Sie uns diese nutzen!


Lassen Sie mich nun auf die Details eingehen. Das Konzept ist umfangreich und sehr gut. Die Begründung, warum ich das finde, ist leider auch sehr umfangreich. Wer es genau wissen möchte, findet hier alle Antworten. Und wenn doch etwas fehlt: sprechen Sie mich bitte an. Ich erkläre es gerne und ergänze die Information hier auf dem Web. Ich plane auch, bei allen vier Informationsveranstaltungen anwesend zu sein und werde auch von dort Fragen übernehmen. Der Text hier kann sich also noch erweitern. Eventuell verteile ich ihn auch noch auf mehrere Seiten, um ihn leichter lesbar zu halten (besonders, wenn man nur nach einem bestimmten Thema sucht).

Nun aber los…

Warum bin ich für den Ausbau? Warum jetzt?

Ein großes Problem mit der Windkraftnutzung in der Vergangenheit waren ungeeignete, stark beeinträchtigende Standorte, intransparentes Verfahren und oft fehlende Dialogbereitschaft. Das führte (erwartungsgemäß) zu großen Akzeptanzproblemen. Insbesondere, da es „damals“ durchaus rechtlich zulässige Alternativen und Einschränkungen gab. Übrigens habe ich, und auch ein Großteil der Bürgerinitiativen, Windkraft nie rundweg abgelehnt. Es ging immer um die ungeeigneten Standorte.

Die Situation ist heute fundamental anders als 2017. Wir haben mittlerweile Bundes- und Landesgesetze, die uns strikte Flächenvorgaben machen. Mit garstigen Folgen, wenn wir sie nicht einhalten. Es müssen 1,8% der Gemeindefläche für Windkraft und 0,2% für Freiflächen-Fotovoltaik konkret nutzbar gemacht werden. Gelingt uns das, dann können wir weiteren Ausbau an für uns ungeeigneten Standorten vermeiden. Oder anders gesagt: wir können steuern, wo die Anlagen entstehen. Und können dabei Standorte wählen, die die Bürger wenig beeinträchtigen. Gelingt es uns aber NICHT, dann können wir überhaupt nichts mehr steuern. Für Eingeweihte: auch nicht mehr im Rahmen der Regionalplanung über Heilbronn.

Nein, weisen wir nicht ausreichend Flächen aus, dann können Windräder und PV-Anlagen schlichtweg überall gebaut werden, solange die absoluten Mindeststandards eingehalten werden. Es gibt rechtlich keinerlei Möglichkeit, dagegen vorzugehen. Damit wäre dann ein Wildwuchs der Anlagen kaum aufzuhalten, vermutlich auch ein Pacht-Dumping nicht, was also nicht einmal Landbesitzern wirklich helfen würde. Dieses Szenario möchte wohl niemand in der Gemeinde.

Aber nicht nur das rechtliche Umfeld ist anders: es gibt einen neuen, aufgeschlossenen Gemeinderat und einen innovativen Bürgermeister mit gute Ideen und viel Verhandlungsgeschick. Ich habe seinerzeit nicht zuletzt wegen der erneuerbaren Energien für den Gemeinderat kandidiert und dort bereits seit 2019 für eine geeignete Steuerung des Ausbaus plädiert. Und letztlich auch Zustimmung im Rat erhalten. Bürgermeister Leibold hat die Situation, aber auch die Chance, unabhängig davon erkannt und ein ausgezeichnetes Konzept entwickelt. Dank seinem großen Verhandlungsgeschick gibt es nun eine wegweisende Konzeption. Diesem „Großrinderfeld Modell“ werden mit großer Wahrscheinlichkeit auch viele andere Kommunen nachfolgen.

Last but not least hat sich leider auch die Sicherheits- und Versorgungslage geändert. Spätestens seit Putins Überfall auf die Ukraine rückt „Versorgungssicherheit“ und „bezahlbare Energie“ als Diskussionsthema in die Familien. Und auch der Klimawandel ist sicher nicht wegzudiskutieren – er ist aber eben längst nicht mehr der einzige Faktor. Selbst wer der Klimadiskussion kritisch entgegen steht, wird die Dringlichkeit zuverlässiger und bezahlbarer Energie kaum abstreiten wollen.

Die daraus neu aufflammende Diskussion um die Atomkraft will ich hier an dieser Stelle ausklammern: es gibt gute Argumente pro und contra. Auch ich könnte mich mit einer Laufzeitverlängerung der „Süd-Kraftwerke“ bis zum Start von Südlink durchaus anfreunden. Fakt ist aber, dass das an der uns betreffenden Gesetzeslage nichts ändert, und sich somit auch nicht konkret auf unserer Situation der nächsten Jahre auswirkt. Das Thema Atomkraft ist in Deutschland Geschichte, ob man es nun mag oder nicht. Und wir als Gemeinde müssen an den Realitäten orientierte Lösungen finden.

Aus dem gleichen Grunde verbietet sich auch das Warten auf Wasserstoff, den Fusionsreaktor und andere mögliche Zukunftstechnologien. Bis wir genug Wasserstoff haben, wird es einerseits mindestens noch 10 Jahre dauern (realistisch eher 15 bis 20), und außerdem wird der in Deutschland aus erneuerbaren Energien gemacht – was den Ausbaudruck aufrecht erhält. Von der Idee einer Technologie bis zur Großserien-Markreife vergehen üblicherweise 10 bis 30 Jahre. Beim Fusionsreaktor geht man aktuell davon aus, dass ein Einsatz deutlich nach 2050 liegen dürften, wenn das System in der Praxis überhaupt funktioniert (was zu wünschen wäre).

Fazit: Es hilft nichts – wenn wir nicht selbst Windkraft und Freiflächenfotovoltaik ausbauen, dann werden Andere den Ausbau vornehmen, von uns nicht steuerbar und potentiell an schlechten Standorten. Auch werden wir vor Ort wohl eher keinerlei Nutzen aus den dann errichteten Anlagen ziehen. Diesen Zustand will ich ganz sicher NICHT! Daher müssen wir rechtzeitig, also jetzt, selbst ausbauen.

Die Grundidee des „Großrinderfelder Modells“

Kernpunkt ist natürlich, wie oben schon geschildert, dass wir den Ausbau auf jeden Fall bekommen – wir können ihn entweder steuern oder „über uns ergehen lassen“.

Natürlich wollen wir ihn steuern und das Beste für die Bevölkerung dabei heraus holen. Und geschickt gemacht, dass muss man Bürgermeister Leibold neidlos lassen, ist diese „Beste“ eine ganze Menge.

Generell gilt natürlich „Wo Licht ist, da ist auch Schatten„. Auch das Konzept der „Energie Großrinderfeld“ enthält natürlich einige Belastungen, und dem einen oder anderen Bürger wird mal dies, und mal jenes nicht vollständig gefallen. Aber: es handelt sich auch nach meiner Meinung um den wirklich besten erreichbaren Kompromiss. Und die möglichen Zumutungen sind vergleichbar milde.

Was sind die Eckpunkte, die Vorteile bieten und Nachteile weitgehend verhindern?

Der wichtigstes Punkt ist, man kann es nicht oft genug sagen, dass wir ausreichend zubauen um die Flächenziele zu erreichen und somit die kommunale Steuerung des Ausbaus zu erhalten.

Anlagen hauptsächlich auf gemeindlichen Flächen

Wir haben beschlossen, dass Windkraftanlagen generell und Freiflächenfotovoltaik vorzugsweise nur auf gemeindlichen Flächen errichtet werden dürfen. Das hat mehrere Vorteile:

  • Die Gemeinde kann sehr genau auch bei der Planung mitbestimmen und hat zusätzlich über die Pachtverträge eine starke Position auch in Zukunft (Stichwort: Repowering – dauert noch ca. 25 Jahre, aber auch daran sollte man rechtzeitig denken)
  • Die Pachterträge fließen an die Gemeinde und kommen damit allen Bürgern zugute.
  • Der Ausbau der Windkraft bleibt auch unter demokratischer Kontrolle des Gemeinderats und Bürgermeisters. Die Bevölkerung kann somit dauerhaft auf die Konzeption Einfluss nehmen. Wenn auch im Wesentlichen indirekt über Wahlen, wie in unserer repräsentativen Demokratie üblich.
  • Potentielle private Verpächter haben in der Vergangenheit oft „starken Gegenwind“ aus dem Dorf erhalten. Das bleibt nun aus, da keine Einzelperson für ein bestimmtes Projekt verantwortlich ist.

Standorte mit geringstmöglicher Beeinträchtigung der Bevölkerung

Diese gemeindliche Steuerung ermöglicht es uns, eigene Standortkriterien zu definieren. Hier orientieren wir uns an den bekannten Sorgen der Bevölkerung. Nicht die Gewinnmaximierung steht im Vordergrund, sondern ein guter Kompromiss zwischen geringstmöglicher Beeinträchtigung und wirtschaftlichem Betrieb. Konkret stellen wir folgende Anforderungen an die Standorte:

  • Flächen vorzugsweise im Norden der Ortschaften. Das reduziert den Lärm, der vor allen Dingen dann sehr problematisch ist, wenn die Windräder direkt in der Hauptwindrichtung stehen. Obendrein ist Schattenwurf bei nördlich stehenden Anlagen schlichtweg überhaupt kein Problem.
  • Abstandsflächen, die möglichst weit über das gesetzliche Mindestmaß hinaus gehen. Das reduziert ganz offensichtlich Beeinträchtigungen nochmals deutlich.
  • Möglichst weitgehende Schonung von landwirtschaftlichen Produktionsflächen.

Exakt festgelegt sind die Standorte noch nicht. Denn die Standortsuche ist verhältnismäßig schwierig, da über unsere Kriterien hinaus auch noch Anderes geprüft werden muss. Besonders zu erwähnen sind hier militärische Tiefflugzonen. Anhand unserer Kriterien gibt es aber natürlich gewisse Suchbereiche und eben ungeeignete, die erst gar nicht untersucht werden. Positiv ist, dass gerade gute, ertragreiche Windstandorte sehr gut auch zu unseren Kriterien passen (für mich übrigens wenig überraschend).

Alles in allem sind wir der Meinung, mit den aktuell in Prüfung befindlichen Flächenbereichen wirklich die gefunden zu haben, die am wenigsten stören.

Wichtig ist: die Gemeinde und der Gemeinderat haben ja weiterhin die Planungshoheit. Jeder einzelne konkret gefundene Standort muss vor endgültiger Verpachtung nochmals durch Verwaltung und Gemeinderat geprüft und genehmigt werden. Erst dann kann gebaut werden.

Standorte im Wald werden wir nicht ganz vermeiden können

Ein paar Kröten gibt es dennoch zu schlucken. So wird man die Anlagen kaum unsichtbar machen können. Und aus meiner persönlichen Sicht ist besonders zu erwähnen, dass wir sicherlich Windräder im Wald errichten werden. Das ist nicht schön, und auch im Hinblick auf Naturschutz und Naherholung nicht ideal. Warum machen wir es dann trotzdem? Ein paar Gründe:

  • Der Wichtigste bleibt der Wichtigste: wenn wir es nicht machen, machen es andere. Windräder im Wald sind in Baden-Württemberg von der Landesregierung erwünscht, und ForstBW gibt aktuell sehr viele Flächen für Windräder frei. Auch wir haben viel Staatsforst und müssen uns sogar ein bisschen beeilen, dass ForstBW uns nicht überholt und einfach Fakten schafft. Was rechtlich durchaus möglich wäre (wenn auch nicht ganz einfach). Nebenbei bemerkt: ja, die Zeit drängt. Wir müssen schnell sein.
  • Der Verzicht auf Waldstandorte würde zu wesentlich mehr Beeinträchtigungen für die Einwohner führen.
  • Im Wald liegen außerdem einige der ertragreichsten Standorte. Und wir wollen ja eigentlich Windräder, die auch wirklich Strom produzieren („mangelnder Ertrag“ war auch immer einer der Kritikpunkte der BIs)
  • Für die Naturschützer (zu denen ich mich auch zähle): Windkraft im Wald ist nicht toll. Keine Windkraft und verpassen der Klimaschutzziele ist allerdings noch weniger toll. Aus diesem Grund sind auch gewisse Lockerungen im Artenschutz mittel- bis langfristig durchaus vertretbar.

Finanzieller Nutzen für Bürger, Gewerbetreibende und Gemeinde

Bürger, Gewerbetreibende und Gemeinde werden am finanziellen Nutzen der Anlagen teilhaben, und zwar in beachtlichem Maße. Das wird deutlich mehr als ein „Trostpflaster“ für die unvermeidbar sich ergebenden Rest-Beeinträchtigungen sein. Konkret gemeint sind:

  • Ein „Bürgerstromkonzept“: wer in Großrinderfeld wohnt oder sein Gewerbe betreibt, wird den Strom aus „unseren“ Anlagen zu vergünstigten Konditionen kaufen können. Es wird einen langfristig sicheren Strompreis geben. Und vertraglich ist garantiert, dass dieser Preis dauerhaft unter dem Preis des Grundversorgers liegen wird. Bestellen wird man das können, sobald ausreichend Anlagen in Betrieb sind. Das nutzt wirklich allen Bürgern ganz unabhängig vom Einkommen. Denn Strom benötigt jeder. Im Hinblick auf die diversen neuen Vorgaben vom Bund eher mehr als weniger.
  • Es wird ein Bürgerbeteiligungskonzept geben: wer möchte und finanziell dazu in der Lage ist, kann sich an den Anlagen beteiligen. Dabei handelt es sich um einen eher klassischen Vorteil. Der auch nur denjenigen zu Gute kommt, die es sich leisten können. Allerdings wird die Einstiegshürde vermutlich sehr gering sein (je nach konkreter Beteiligung).
  • Die Gemeinde erhält Pacht, Gewerbesteuer sowie Erträge nach EEG. Es handelt sich um erhebliche Summen, die sich deutlich positiv auf den Haushalt auswirken werden. Ich höre schon „ja, aber das bringt ja nur der Gemeinde was“. Stimmt so nicht wirklich. Denn „die Gemeinde“ sind letztlich „wir Alle“. Konkret bedeutet das, dass wir trotz Inflation und Energiekrise deutlich weniger Druck haben werden, Steuern und Abgaben zu erhöhen. Und dass wir es uns freiwillige Aufgaben wie die Vereinsförderung deutlich leichter werden leisten können. Und das trotz gewaltiger Pflichtaufgaben mit beispielsweise sehr hohen Investitionen in die Kinderbetreuung. Der Anteil der Gemeinde kommt somit auch wirklich allen Bürgern zugute.
  • „Nutzen für Bürger“ ist ein ganz wesentlicher Bestandteil des „Großrinderfelder Modells“. Daher wird auch weiterhin überlegt, ob es noch weitere finanzielle Vorteile geben könnte. Es gibt dazu auch noch Ideen, die aber noch unsicher und definitiv nicht spruchreif sind.

Finanzielle Entlastung für wirklich alle Einwohner

Ich möchte anmerken, dass mir ein wirklich breiter Nutzen für die Gesamtheit der Bevölkerung immer sehr wichtig war und ist. Sozial ausgewogen und gerade auch mit finanziell schwachen Haushalten im Blick. Mehr denn je sogar in Zeiten explodierender und unkalkulierbarer Energiepreise. Ich war daher einem rein „klassischen“ Bürgerbeteiligungsmodell gegenüber immer skeptisch. Denn daran kann nur teilnehmen, wer über hinreichend Geld für die Investition verfügt. Wir achten zwar darauf, dass es auch Beteiligungsmöglichkeiten für den „sehr kleinen Geldbeutel“ geben wird, aber zum Einen gibt es auch den „leeren Geldbeutel“ und zum Anderen steigt der Nutzen für den Investierenden natürlich mit der Höhe der Einlage.

Mit dem „Großrinderfelder Modell“ haben wir eine spürbare Entlastung in der ganzen Breite der Bevölkerung geschaffen. Selbst durch „Nichts-Tun“ kann man daran teilhaben. Gleichzeitig gibt es aber auch erweiterte Möglichkeiten für Haushalten mit größeren Mitteln. Ich persönlich halte das für eine ganz große Errungenschaft, die auch in ganz Deutschland Vorbildcharakter hat und Schule machen sollte: Lasst die Menschen, die die Lasten der Energiewende tragen, einfach und angemessen auch an deren Vorteilen teilhaben. Und zwar ALLE betroffenen Menschen, ausnahmslos. Das ist meiner Überzeugung nach eine Kernvoraussetzung, um die Energiewende überhaupt bewältigen zu können.

Transparente Verfahren

Bleibt die Sache mit der Transparenz, d.h. der früh- und rechtzeitigen Einbeziehung der Bürger. Mancher wird nun sagen „na ja, da kommen Sie jetzt, wo alles soweit fertig verhandelt ist“. Kann man so sehen, stimmt vielleicht auch in Teilen, Immerhin sind wir aber an einem Punkt, an dem noch kein Fläche konkret für Windräder überplant wurde und auch kein Baugesuch eingereicht. Außerdem verstecken wir es diesmal nicht zu Fasching oder einer ähnlichen Zeit mit einer möglichst kleinen Randnotiz und einem schnellen Beschluss. Und auch der Gemeinderat wurde keinesfalls von dem Thema „überrollt“.

Wie sieht es also aus meiner persönlichen Sicht mit der Transparenz aus?

  • Die Gemeinde geht nun deutlich sichtbar in die Öffentlichkeit. Bürgermeister und Gemeinderäte stellen sich nächste Woche in gleich vier öffentlichen Veranstaltungen den Fragen der Bevölkerung. Und natürlich sind wir auch offen zu weiteren Gesprächen.
  • Die Konzeption des „Großrinderfelder Modells“ ist ja gerade so, dass die Gemeinde alle Steuerungsmöglichkeiten in der Hand behält. Rein theoretisch könnte man die gesamte Planung auch jetzt noch über den Haufen werfen. Aber warum sollte man das tun? Das würde nur dazu führen, dass wir eben nichts mehr beeinflussen können, und Andere uns „mit Anlagen zupflastern“ ohne dass wir davon einen Nutzen haben.
  • Der Gemeinderat und seine Ausschüsse haben Gelegenheit gehabt, sich intensiv mit dem „Großrinderfelder Modell“ und auch seinen Detail-Vertragswerken auseinanderzusetzen. Er wurde also keinesfalls, wie es für die Vergangenheit von einigen vermutet wird, gedrängt rasch eine uninformierte Entscheidung zu fällen. Vielmehr gab es wirklich umfangreiche Beratungen. So wurden die Projektbeteiligten mehrfach eingeladen und auch der Leiter des Regionalverbandes Heilbronn-Franken, Klaus Mandel, kam persönlich vorbei, um die aktuelle Rechtslage und die Dringlichkeit von Ausweisungen zu erläutern. Es liegt leider in der Natur der Sache, dass hier Vieles nicht-öffentlich behandelt werden musste. Dazu unten noch ein paar Worte.
  • In den letzten Jahren wurden viele Gespräche mit Windkraftgegnern geführt und die Situation mehrfach beleuchtet und abgesprochen. Das kann ich zumindest sicher von Bürgermeister Leibold und mir selbst sagen. Man bedenke: die Lage zeichnete sich schon lange ab. Eine clevere Lösung hatten wir natürlich nicht direkt.
  • Auch hier auf meiner Webseite habe ich immer wieder über die aktuellen rechtlichen Entwicklungen bei Wind und PV informiert. Dazu habe ich auch einiges Feedback bekommen. Das Feedback floss ebenso in meine Gemeinderatsarbeit ein wie auch mein Wissen aus diversen Windkraftinitiativen.
  • Auch als es das „Großrinderfelder Modell“ noch nicht existierte, sind wir in seine Richtung gegangen. Auch in öffentlichen Gemeinderatssitzungen. Erinnert sei hier an die durchaus heftigen Diskussionen im Februar 2020, als es auf meine Initiative hin gelang, den Grundsatzbeschluss gegen Freiflächenfotovoltaik zu kippen und und die Gemeinde dafür zu öffnen. All‘ diese Überlegungen und Beschlüsse haben letztlich die Grundfakten gelegt, auf deren Basis Bürgermeister Leibold das jetzige ausgeklügelte Modell entwickelt hat.

Ein Wort zu den nicht-öffentlichen Beratungen. Die waren hier leider aus zwei wesentlichen Gründen nötig:

  • Es warten schon einige Akteure darauf, „einfach so“ loslegen zu können, und zwar ohne ordnenden Rahmen durch die Gemeinde. Wie schon erwähnt bietet beispielsweise auch ForstBW stark Flächen im Wald aus. Da die Entwicklung einer komplexen Lösung wie das „Großrinderfelder Modells“ Zeit benötigt, war es wichtige diese anderen Akteure nicht zu sehr „zu drängen“ selbst etwas dagegen zu setzen.
  • Es gibt viele Projektbeteiligte und es gibt viele, viele Seiten Vertragswerke. Darin sind massenhaft Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse. Schon per Gesetz darf daher darüber im Detail nicht öffentlich beraten werden. Und im Detail wollten viele Mitglieder des Gemeinderat die Sache schon betrachten.

Gibt es Unwägbarkeiten?

Wie immer im Leben ist die Zukunft besonders schwer vorherzusagen. Auf Basis der aktuellen Rechtslage und der Ausbauplanungen und -anforderungen des Landes ist unser Konzept absolut solide und sicher. Das gilt ganz besonders für Standorte als auch die Vorteile für die Einwohner. Allerdings: gerade die Bundespolitik, aber auch die Landespolitik ist im Moment recht schlecht kalkulierbar. Man kann nie ausschließen, dass sich Recht in Zukunft noch ändert und eine solche Änderung auch Punkte des „Großrinderfelder Modells“ betrifft.

Neben aktuellen und womöglich neuen Krisen sowie politischen Unstimmigkeiten in der Ampel können Wahlen in der Demokratie immer unerwartete Änderungen bewirken. Das gilt übrigens auch für die Kommunalwahl im nächsten Jahr. Denn auch die Zusammensetzung des Gemeinderats bestimmt mit darüber, wie geschickt wir mit den Vorgaben der „großen Politik“ umgehen.

Was auch immer passiert: Vieles hat rechtlichen Bestandsschutz. Als schlimmstes Szenario kann man sich eine Erhöhung der Flächenziele vorstellen. Selbst dann sind wir mit dem aktuellen Konzept aber gut gerüstet, da wir zumindest die aktuelle Anforderung dann schon erreicht hätten. Ein weiterer Zubau gerade von Windrädern wäre auch aus technischer Sicht nicht ganz einfach, da die Physik gewisse Mindestabstände erforderlich macht (vereinfacht gesagt: die Räder nehmen sich sonst gegenseitig den Wind weg). Die Gemeinde hätte vermutlich auch weiterhin zumindest zeitweise die Planungshoheit, und somit könnten wir nach bewährtem Verfahren einen dann möglichst angemessenen Kompromiss finden. Ich erachte dieses Szenario aber als recht unwahrscheinlich.

Mein Fazit: Ja, es gibt Restrisiken, aber wir haben ein sehr durchdachtes und solides Konzept, das auch für „raues Wetter“ gerüstet ist. Selbst wenn man die schlimmstmöglichen Änderungen annimmt, ist das „Großrinderfelder Modell“ immer noch die beste Möglichkeit, vorwärts zu gehen. Man sollte sich von theoretischen Unsicherheiten nicht verrückt machen lassen. Denn vermutlich treten sie nie ein – und wenn doch, dann könnten wir alle es so oder so nicht verhindern. Von daher: positiv schauen!

Warum wird der Klimawandel nur am Rande erwähnt? Ist er unwichtig?

Nein, natürlich ist der Klimawandel ein wichtiges Thema, gerade für mich. Das „Großrinderfelder Modell“ wird auch sehr deutlich zur Erreichung lokaler Klimaziele beitragen und sie übertreffen.

Allerdings: unser Konzept ist ganz unabhängig vom Klimawandel sinnvoll. Gäbe es den Klimawandel nicht (was einige ja meinen), dann wäre das „Großrinderfelder Modell“ dennoch genau so sinnvoll. Egal ob Klimawandel, Energiekrise oder was auch immer: unter den aktuellen rechtlichen Vorgaben von Bund und Land würde man immer zur gleichen Lösung kommen. Kurz gesagt: auch ohne Klimawandel ist unser Konzept sinnvoll. Daher gibt es wenig Grund, besonders stark mit dem Klimawandel zu argumentieren. Deshalb habe ich es auch gelassen.