Corona: Raumluft hygienisch und virenfrei halten

Raumluft-Qualität hat entscheidende Bedeutung für die Verbreitung von Corona. Hier werden Möglichkeiten aufgeführt, wie man die Virenkonzentration möglichst gering halten kann.

Foto eines Luftreinigers mit HEPA Filter
Ein handelsüblicher Luftreiniger, wie er auch zur Ausfilterung von Corona-Viren genutzt wird. Ganz links sieht man den Aktivkohle-, daneben den Grob- und rechts neben dem Gerät den HEPA-Filter. Mittig im Gerät ist der große Lüfter erkannbar, der die Luft durch die Filter bewegt. (Foto: Rainer Gerhards)

Wie immer bei Corona: die Lage entwickelt sich „dynamisch“. Daher wird dieser Artikel laufend fortgeschrieben. Schauen Sie auch später nochmal vorbei, vielleicht gibt es Neues.

Problemstellung

Für unsere Gesundheit ist gute Raumluft schon immer wichtig. Im Hinblick auf das Coronavirus gilt das ganz besonders. Das Robert-Koch Institut (RKI) nennt im aktuellen Coronavirus-Steckbrief (Abruf 02.09.20) Aerosole neben Tröpfcheninfektion als Haupt-Übertragungsweg.

Aerosole sind, vereinfacht gesagt, kleinste und sehr leichte Teilchen, die in der Luft schweben. Dabei können sie Corona-Viren auch über weitere Entfernungen verbreiten. Genaueres zur Bedeutung von Aerosolen und Corona finden sie hier.

Lösungen

Die Lösung gegen infektiöse Aerosole ist offensichtlich: die Raumluft muss rasch ausgetauscht werden. Und zwar bevor sich eine bedenkliche Virenkonzentration bildet. Alternativ oder ergänzend kann man die Aerosolteilchen mit technischen Mitteln aus der Luft entfernen. Auch wenn das sehr einleuchtend klingt: einfach ist es nicht.

Daher sollen hier verschiedene Möglichkeiten mit Vor- und Nachteilen beschrieben werden. In der Praxis wird man vermutlich mehrere Möglichkeiten kombinieren.

Übrigens: Outdoor-Treffen sind sehr viel Problemfreier. Daher sollte man, wenn es geht, möglichst viel nach Draußen verlagern. Und, klar, das geht natürlich längst nicht immer.

Manuelle Lüftung

Zunächst ein paar einfache Grundregeln, ehe wir ins Detail gehen:

  • auch Kipplüftung kann sinnvoll sein – der Luftaustausch ist zwar geringer als beim „vollen“ Lüften. Aber doch gut vorhanden – das sieht man hier im Experiment.
  • Stosslüftung, möglicht quer durch den Raum in regelmäßigen Abständen
  • im Sommer: Fenster offen lassen

Einfach Fenster auf – das bringt einen großen Effekt. Allerdings nicht ganz Problemfrei:

  • regelmässiges Lüften wird gerne vergessen
  • In der kalten Jahreszeit energieintensiv und „wenig Kuschelig“
  • baulich oft nicht möglich (Sicherheitsbedenken, z.B. an Schulen)

Im Sommer sehr einfach zu handhaben: einfach Fenster mehr oder weniger dauerhaft offen stehen lassen. Entsteht gar kein Zug, kann der Luftaustausch allerdings schlechter als gedacht sein. Fenster auf Kippstellung kann sinnvoll sein, weil dann ein dauerhafter Luftaustausch stattfindet. Im Selbstversuch hat es sich als wirksam erwiesen (wir sammeln noch weitere Daten zur Bestätigung)

Im Winter bietet sich Stoßlüften an. Dabei werden die Fenster in regelmäßigen Abständen komplett geöffnet. Idealerweise in Kombination mit „Querlüften“, d.h. mindestens zwei Fenstern an gegenüberliegenden Seiten des Raumes (oder zumindest im rechten Winkel), so dass ein spürbarer Luftzug entstehen kann. Man sollte natürlich nicht im Zug stehen oder sitzen. Für die Schule heißt das: Pause! Stoßlüften sollte mindestens 5 Minuten andauern.

Ganz allgemein gilt beim „normalen“ Lüften: wie rasch die Luft ausgetauscht wird, hängt stark vom Temperaturunterschied zwischen Innen und Außen ab. Sowie vom Wetter und der Lage der offenen Fenster. Wenn Draußen auch nur eine leichte Brise weht, dann ist der Luftaustausch deutlich höher (merkt man ja leicht Zug im Zimmer). Gleiches gilt, wenn es im Winter zwar Windstill, aber Draußen 0 und Drinnen 20 Grad ist. Dabei merkt man sogar, dass die kalte Luft in der unteren Fensterhälfte reinzieht und die warme, verbrauchte Luft oben raus. Man sollte also nicht annehmen, dass die Luft immer gleich gut ausgetauscht wird. Tipp: wenn die Bedingungen schwierig sind, kann man den Luftaustausch mit einem einfachen Ventilator erhöhen. Beim Querlüften kann man den z.B. aus deinem Fenster heraus „nach Draussen blasen“ lassen – dann entsteht im Raum Unterdruck, der vom anderen Fenster wieder ausgeglichen wird. Wenn’s ganz dumm läuft, fließt die rausgeblasene Luft am selben Fenster wieder rein. Das könnte man mit einem zweiten Ventilator lösen, der am anderen Fenster Luft reinzieht. Jetzt wird es aber so langsam sehr unhandlich…

Lüftungsanlagen

Auch hier erst einmal eine Kurzzusammenfassung.

  • Luftdurchsatz üblicherweise zu gering, um Corona-Ausbreitung zu verhindern
  • als Ergänzung nützlich – aber nicht wegen Corona anschaffen

Lüftungsanlagen werden schon traditionell in vielen Bereichen eingesetzt. Kleinere Anlagen finden sich beispielsweise in Gaststätten, aber auch in kleinen Geschäften, Kinderbetreuungseinrichtungen und mit zunehmender Beliebtheit in Privatwohnungen. Bei letzteren haben sie vor Allem aus Energiespargründen, in Kombination mit Wäremepumpen, eine starke Verbreitung erzielt.

So gut Lüftungsanlagen sind, im Hinblick auf Corona sind sie nur bedingt geeignet: Ihre Luftaustauschrate ist zu gering, um die hier anfallenden Aerosolmengen schnell genug zu entfernen. Da ist Stosslüften besser. Sie eignen sich aber natürlich zur Ergänzung zu anderen Maßnahmen.

Luftbefeuchter und Luftwäscher

Luftbefeuchter erhöhen die Luftfeuchtigkeit. In Bezug auf Corona will man damit das Austrocknen der ausgeatmeten Tröpfchen verlangsamen um einen größeren Anteil zu Boden fallen zu lassen. Das soll die die Aerosol-Menge, ist aber nach Studien wenig wirksam. Erst ab ca. 80% relativer Luftfeuchtigkeit bemerke man einen größeren Effekt.

Luftwäscher sind darüber hinaus so konstruiert, dass sie Schwebteilchen aus der Luft auffangen sollen und in einem Wasserbad binden – quasi als „Nebeneffekt“ der Befeuchtung. Für Staub und Pollen funktioniert das auch ganz gut. Einer der Markführer, Venta, gibt als auswaschbare Partikelgröße 10 My an. Das Corona-Virus in Aerosol-Form ist jedoch deutlich kleiner. Es ist daher fraglich, ob hier zumindest eine Risikoreduktion erwartet werden kann. Vermutlich ist das nicht der Fall.

Wichtig: es werden auch „Luftwäscher“ mit Filtern angeboten. Die würde ich eher in die Kategorie „Luftreinigungsanlagen“ einordnen – auch preislich.

Prinzipiell sind Luftwäscher aber sicherlich eine gute Ergänzung insbnesondere wenn (kalte) Frischluft zugeführt wird. Denn auch dem Menschen tut sehr trockene Luft nicht gut. Man sollte aber nicht davon ausgehen, dass sie Corona-Infektionen verhindern können. Dazu gibt es keinerlei Studien.

Luftreiniger

Foto eines HEPA Filters (H14)
Herzstück von Luftreinigern: ein HEPA-Filter (Klasse H14). In den feinen Lamellen sammeln sich kleinste Teilchen, auch Viren. (Foto: Rainer Gerhards)

Diese Anlagen können in Kombination mit einer Lüftungsanlage verwendet werden oder auch im Einzelbetrieb. Dann sind es oft mobile Einheiten und arbeiten im Umluftbetrieb. Das ist im Prinzip ähnlich wie die Wasserfilterung im Schwimmbad oder Aquarium (anstelle von Wasser wird natürlich Luft gefiltert): die Anlage saugt Umgebungsluft an, filtriert sie in speziellen Filtern und gibt die gefilterte Luft dann wieder in die Umgebung ab. Sogenannte HEPA-Filter können auch sehr kleine Teile und (Corona-) Viren herausfiltern. Dadurch wird die Keimbelastung in der Luft reduziert.

Stellt sich Ihnen nun die Frage, warum auch die besonders kleinen Viren-Partikel von den gröberen HEPA Filtern herausgefiltert werden? Dann schauen Sie bitte hier noch einmal nach.

Damit das gut funktioniert ist wieder ein hinreichend hoher Luftdurchsatz nötig. Auch der regelmäßige Austausch oder die Reinigung des Filterelements ist natürlich von hoher Bedeutung. Mobile Anlagen sind verhältnismäßig preiswert (aktuell mehrere hundert bis zu mehreren tausend Euro, die Preise steigen aber seit einiger Zeit deutlich) und können als mobile Geräte leicht nachgerüstet werden. Da sich ein Ansturm auf diese Anlagen abzeichnet, ist die Verfügbarkeit dieser Anlagen allerdings nicht ganz unproblematisch.

Danksagung

Ein besondere Dank an Alexander Kornbrust und Dominik Wenz für den Gedankenaustausch, nützliche Tipps und Hintergrund-Infos, die ich hier gerne mit aufgenommen habe. Wer weitere Anregungen bzw. Hinweise hat: nur her damit, weitere Infos werden gerne genommen.

Quellen

Weitere Informationen rund um Covid-19 (Corona, SARS-CoV-2), auch im Main-Tauber Kreis, gibt es auf der Übersichtsseite zu Coronavirus in Großrinderfeld und Main-Tauber Kreis.
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Informationen zu Omikron in Deutschland finden Sie hier.