Das höre ich immer und immer wieder. So nach dem Motto „so schlimm ist das doch alles nicht“. Ganz ehrlich: ich mag es mir gar nicht mehr anhören. Daher hier einmal ganz ungeschliffen ein Kommentar dazu.

Immer wieder in der Diskussion: die absoluten Zahlen der Corona-Neuinfektionen in Deutschland. Hier für die Gesamte Pandiemie aufgetragen. (Grafik: Rainer Gerhards, Daten: RKI)

Angefangen hat alles mit eine Diskussion unter Freunden. Ich mache mir jetzt gar nicht die Mühe, den Text gut verständlich aufzubereiten. Vielleicht ist er für den Einen oder Anderen auch in der „Facebook-Form“ lesbar. Hier meine Antwort auf obige Behauptung. Die war in der Diskussion als Frage gestellt.

Das muss man sehr differenziert betrachten. Im Prinzip: ja, man muss den Zusammenhang beachten. Allerdings: meist kommt nach dieser Aussage ein Verweis auf eine Grafik, in der die Positiv-Rate der Tests aufgetraten ist, gefolgt von „es ist ja alles gleich seit Wochen“. Das ist Böldsinn, dann a) fehlt da die logarithmische Skalierung, denn dann würde man sehen, dass die positiv Rate durchaus seit 3 bis 4 Wochen wieder steigt b) ist die Grafik eben nur das: die Anzahl der Positiven Tests. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Sie ist kein Bezug zum Infektionsgeschehen an sich.

Die richtige Relation ist: im März/April war die Dunkelziffer durch weniger Tests deutlich höher als heute. Daher sind 4.000 Neuinfektionen heute nicht direkt mit 4.000 Neuinfektionen März vergleichbar (aber auch nicht mit nur 400 ;-)). Die echte Dunkelziffer kennt niemand, daher kann man es de facto nicht seriös bewerten außer diesem „muss man mit Vorsicht genießen“.

Die erste Ableitung des Anstiegs der Kurven [deren Wachstum] ist aber grob vergleichbar, bzw. selbst wenn man nur die jeweils letzten 4 Wochen betrachtet, dann kann man aus der Ableitung auf die Wachstumsrate „schlussfolgern“ (aber sie eben nicht exakt bestimmen, sprich: es ist mit Unsicherheit behaftet). Interessant ist nun, ob sich hier Stagnation, (negatives) lineares Wachstum – oder eben Exponentielles Wachstum zeigt.

Darüber hinaus braucht es auch die Infos zu den Altersgruppen – die gehen meist unter, die sind aber sehr wichtig und aussagefähig. Nimmt man das zusammen, ist die aktuelle Situation durchaus besorgniserregend.

Hier nun Wachstum im 4-Wochen Schnitt (blaue Linie ist die tägl. Wachstumsrate und, ja, ich weiss dass man stochastische Reihen nicht differenzieren sollte, aber die hier ist erst mal heftig geglättet):

Und hier die Altersverteilung im 7-Tage Mittel:

Und hier die Relation von Testzahlen zur Positivrate lt. RKI Corona Lagebericht vom 07.10.:

Grafik der Anzahl Corona-Tests und Positivrate
Anzahl Corona-Tests in Deutschland und Positivrate, betrachtet über Kalenderwochen. Die Positivrate benutzt eine logarithmische Skala, damit der hohe Wert Anfang des Jahres nicht die tatsächliche Entwicklung der letzten Wochen unsichtbar macht. (Grafik: Rainer Gerhards, Stand: 07.10., Daten: RKI)

Weitere Informationen rund um Covid-19 (Corona, SARS-CoV-2), auch im Main-Tauber Kreis, gibt es auf der Übersichtsseite zu Coronavirus in Großrinderfeld und Main-Tauber Kreis.
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