Brach liegenden Bauplätze und leer stehende Gebäude – das ist Thema der „Innenentwicklung“. Im Kern geht es darum, die Ortsmitte belebt und attraktiv zu erhalten und gleichzeitig Zuzug zu ermöglichen.

Baulücke in Großrinderfeld
Baulücke in Großrinderfeld – problematisch für Bauwillige, Gemeindentwicklung und Natur (Foto: Rainer Gerhards)

In Großrinderfeld, Gerchsheim, Schönfeld und Ilmspan gibt es leider noch sehr viele brachliegende Grundstücken. Gleichzeitig haben wir eine starke Nachfrage nach Bauplätzen. Großrinderfeld ist auch bei Auswärtigen, zum Beispiel aus Würzburg, sehr beliebt. Das erkennt man unter anderem an unserem Bevölkerungswachstum.

Warum Innenentwicklung?

Der Zuzug neuer Familien ist wichtig für lebendige Ortschaften. Auch junge Einheimische möchten gerne im Ort bleiben – oder nach Jahren zurück kommen.

Die Ausweisung immer neuer Baugebiete am Ortsrand ist dabei nur eine Notlösung. Zum Einen ist es uns das gesetzlich gar nicht so einfach möglich. Insbesondere dann nicht, wenn viele Bauplätze brach liegen. Zum Anderen leert sich dadurch der Ortskern und wird unattraktiver. Vom Ortsrand aus sind außerdem alle Wege weit. Bestehende Plätze im Ort bieten da höheren Komfort. Auch aus Natur- und Klimaschutzgründen verbietet es sich eigentlich, neue Flächen auszuweisen, wenn Bestehende noch vorhanden sind.

Wo ist das Problem?

Die Eigentümer möchten die brach liegenden Flächen nicht verkaufen. Das ist ärgerlich, aber irgendwie auch verständlich. Sofern man das Geld nicht braucht, ist es gerade in Zeiten der Niedrigzinspolitik nicht sehr attraktiv Bauplätze zu verkaufen.

Warum das zu kurz gedacht ist…

Allerdings ist das auch etwas kurz gedacht. Wohnt der Eigentümer selbst im Ort, tut er sich durch den Verkauf etwas Gutes. Denn die Bauwilligen können

  • sich in Vereinen engagieren und so die Gemeinschaft attraktiv erhalten
  • vor Ort Einkaufen und in Gaststätten besuchen, so dass wir unsere Nahversorgung sichern können
  • sich an der Finanzierung der Gemeinde über ihre Steuern und Gebühren beteiligen – und halten diese somit möglichst niedrig
  • vielleicht auch nur ein nettes Pläuschchen mit dem ehemaligen Besitzer halten
  • und sicher noch so manches mehr…

Darüber hinaus hat übrigens auch die „große Politik“ das Problem erkannt und will künftig über die Grundsteuer C eine weit höhere Besteuerung von unbebautem Baugrundstücken erreichen. Finanziell ist dann selbst ein Null-Zins noch attraktiver.

Auch ein reges Vereinsleben und gute Feste benötigen Innenentwicklung. Ohne Nachwuchs kein lebendiger Ort . Hier beim NABU Seefest 2019 (Foto: Rainer Gerhards)

Lösungsansätze für die Bebauung

Nahe liegend ist natürlich, das Grundstück selbst zu bebauen. Ideal, wenn ohnehin Eigennutzung ansteht. Das ist aber oft nicht der Fall. Auch dann kann sich Bebauung lohnen – und anschließende Vermietung der Immobilie. Das ist finanziell attraktiv und kann auch dazu dienen, die „paar“ Jahre bis zum erhofften Zuzug der Kinder zu überbrücken.

Ebenso nahe liegend ist es, den Bauplatz zu verkaufen. Das Geld lässt sich auch heute noch gut und gewinnbringend anlegen. Da empfiehlt sich ein Gespräch mit dem Finanzberater seines Vertrauens.

Eine oft übersehene Zwischenlösung ist ist die Erbpacht. Dabei wird das eigene Grundstück für eine lange Zeit (meist 60 oder 99 Jahre) an einen Bauwilligen verpachtet, der darauf sein Haus errichtet. Das hat Vorteile für beide Seiten: der Bauherr muss das Grundstück nicht direkt bezahlen, sondern hat vergleichsweise niedrige monatliche Pachtraten. Der Pachtgeber („Verkäufer“) erhält eine gute Verzinsung für sein Baugrundstück und kann weiterhin vom Wertzuwachs profitieren. Außerdem kann das Grundstück weiter als Sicherheit bei Krediten dienen (der Pächter muss aber bei einem Eigentümerwechsel nichts befürchten). Auch der Verkauf ist weiter möglich – beispielsweise später an den Pächter. Eine interessante Sache also für alle Beteiligten.

Was kann man denn sonst noch machen?

Bauplätze sind ein wirklich wichtiges Thema. Innenentwicklung will aber mehr:

  • alte, unattraktive Gebäude können saniert und modernisiert werden
  • Scheunen können in Wohnraum umgebaut werden, was auch den Wert der Immobilie steigert
  • Kinder aus dem Haus? Im fast leer stehenden Einfamilienhaus lässt sich vielleicht eine Wohnung abtrennen – so dass auch wieder „Leben ins Haus einzieht“.
  • die mittlerweile ungenutzte Einliegerwohnung kann renoviert und vermietet werden
  • auch eine Aufstockung von Gebäuden kann Sinn machen

Möglichkeiten gibt es viele. Wir sollten uns bemühen, gute und clevere Lösungen zu finden. Die Lebensqualität vor Ort sollte es uns wert sein!

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