Seit Februar 2023 läuft in Gerchsheim der Aufbau des Biotops „Schiefer“. Im Frühjahr startete das Projekt mit der Anlage von Tümpeln, die aktuell gut gefüllt sind. Im September folgte die Einsaat einer artenreichen Wiese mit einheimischem Saatgut. Für das erste Quartal 2024 ist der Rückschnitt der Gehölze geplant, um einen Waldsaum zu etablieren.

Das neue Feuchtbiotop oberhalb von Gerchsheim. (Foto: Rainer Gerhards)

Die neuen Tümpel in Gerchsheim haben den Sommer erfolgreich überstanden und sind nicht ausgetrocknet. Dies könnte allerdings am ungewöhnlich regenreichen Jahr 2023 liegen. Ob die Tümpel auch in trockenen Jahren Wasser speichern können, wird sich erst in der Zukunft zeigen. Viele Jahre werden sicher deutlich trockener sein. Es gibt jedoch Grund zur Hoffnung, da das Gebiet bekannt dafür ist, eher feucht zu sein. Pfützen bildeten sich dort rasch.

Über das Biotop

Das Biotop ist Teil der Biotopverbundplanung der Gemeinde Großrinderfeld. Die Planung erfolgt vom Büro Andrena aus Gamburg.

Ursprünglicher Zustand


In einem Flurstück im südöstlichen Teil nahe Gerchsheim dominiert ein geschütztes Feldgehölz, das fast das gesamte Gebiet einnimmt. An dessen Südrand gedeiht ein wiesenartiger Saum, der als nährstoffreiche Wiese mittlerer Qualität klassifiziert wird. Dieser Bereich wird im Rahmen der Wegrandpflege regelmäßig gemulcht. Nördlich des Feldgehölzes befindet sich eine Ackerfläche. Das Feldgehölz wird an zwei Stellen durch Lagerplätze für Steine und Holz sowie durch Bereiche mit wildwachsenden Pflanzen unterbrochen. Ein benachbartes Flurstück ist bis auf einen Randstreifen mit Wiesenpflanzen ebenfalls komplett mit einem Feldgehölz bewachsen.

Ziele und Planung des Biotops

Die Ziele des Projekts umfassen die Neuanlage kleiner Stillgewässer, die Entwicklung von extensiv genutztem Grünland und die Förderung artenreicher Krautsäume entlang der Ränder von Feldgehölzen. Dies soll verschiedenen Tierarten zugutekommen, darunter die Gelbbauchunke, der Grasfrosch, der Baumpieper, das Rebhuhn und die Zauneidechse. Zudem konzentriert sich das Projekt auf die Unterstützung verschiedener Schmetterlingsarten wie den Feurigen Perlmutterfalter, das Weißbindige Wiesenvögelchen, sowie verschiedene Dickkopffalter und Bläulingsarten. Auch das Veränderliche Widderchen, verschiedene Widderchen-Arten und die Plumpschrecke gehören zu den Zielarten, die von diesen Maßnahmen profitieren sollen.

Bei der Planung des Projekts liegt der Fokus darauf, die gehölzfreie Fläche am Südrand der Feldgehölze zu erweitern. Hier ist geplant, krautreiche Säume zu entwickeln, die eine vielfältige Pflanzenwelt fördern. Zusätzlich, in einer feuchten Stelle des Ackers nördlich des Feldgehölzes, ist die Anlage mehrerer Tümpel vorgesehen. Diese sollen als Lebensraum für verschiedene Wasserarten dienen. Der Acker selbst wird in eine artenreiche Magerwiese umgewandelt, um die Biodiversität in diesem Gebiet weiter zu erhöhen. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die ökologische Vielfalt und den Naturschutz in der Region zu stärken.

Was wird gemacht?

Für den Winter 2023/24 ist geplant, einige Gehölze zu entfernen, um den Randbereich der Feldgehölze zu verbreitern. Nach dieser Maßnahme wird dieser Saumbereich in den folgenden Jahren zwei- bis dreimal jährlich gemäht. Das Ziel dabei ist, das Wachstum der Gehölze zu verringern. Zuerst werden wir beobachten, wie sich die Pflanzenarten in diesem Bereich entwickeln. Falls nötig, bringen wir dort spezielles Saatgut für eine größere Artenvielfalt aus.

Wie eingangs beschrieben, haben wir die Anlage der Tümpel bereits im Februar 2023 abgeschlossen. Im September 2023 haben wir mit der Aussaat von heimischem Wiesensaatgut begonnen, um den Acker in eine artenreiche Wiese umzuwandeln.

Wer zahlt’s und gibt es auch einen finanziellen Nutzen?

Die Planungen werden vom Büro Andrena aus Gamburg durchgeführt. Die Gemeinde Großrinderfeld finanziert die Maßnahme zur Verbesserung des Biotops „Schiefer“. Dafür erhält sie sogenannte Ökopunkte.

Ökopunkte sind eine Art Geldwert, der für Ausgleichsmaßnahmen im Naturschutz vergeben wird. Beispielsweise können sie verwendet werden, um Baumaßnahmen oder Bebauungspläne auszugleichen, die Eingriffe in die Natur bedeuten.

Ökopunkte können prinzipiell auch verkauft werden. Die Gemeinde möchte aber generell erreichen, dass sie in Zukunft nicht mehr einzelne Ausgleichsmaßnahmen ergreifen muss. Stattdessen sollen bereits im Vorfeld wirklich sinnvolle und hochwertige Maßnahmen erbracht werden.

Dieser Ansatz ist langfristig billiger und reduziert auch den Verbrauch von Ackerfläche für Ausgleichsmaßnahmen. Denn hochwertiger Naturschutz erreicht den gleichen ökologischen Nutzen auf kleinerer Fläche.