Leichter Regen konnte die Stimmung nicht trüben: die Gesundheits- und Senioreneinrichtung in Gerchsheim konnte heute bei bester Stimmung eingeweiht werden. Mein meinte fast, auf einem Volksfest zu sein. Gefühlt der ganze Ort war anwesend. Pünktlich um 11:30 begrüßte Bürgermeister Johannes Leibold Ehrengäste und Interessierte. Anschließend wurde zur Besichtigung der neuen Einrichtung geladen. Die Gerchsheimer Vereine boten darüber hinaus Mittagessen und Leckereien an.

Voksfestcharakter bei der Eröffnung der Gesundheits- und Senioreneinrichtung in Gerchsheim. Die Stimmung wurde auch vom leichten Regen nicht getrübt. (Video: Rainer Gerhards)

Mut und Engagement machen Vieles möglich…

Unter diesem Motto schien die Rede des Rathauschefs zu stehen. Er verwies darauf, dass der Aufbau einer solchen Einrichtung für eine Gemeinde ohne große Gewerbesteuereinnahmen ein schwieriges Unterfangen sei. Man habe aber die Chance gesehen und ergriffen, die nicht mehr genutzte Kindertagesstätte zur jetzigen Gesundheits- und Senioreneinrichtung umzubauen.

Bürgermeister Leibold bei der Eröffnung. Er wusste vieles zur Geschichte des neuen Dienstleistungszentrums zu erzählen. (Foto: Rainer Gerhards)

Möglich sei das durch das Zusammenwirken Vieler geworden. Im Februar 2020 begann das Projekt. Es fand breite Unterstützung im Gemeinderat. Eine große Erleichterung waren dann möglich erscheinende Förderungen des Landes. „Nach Terminen mit dem Gesundheitsministerium und Minister im Landtags in Stuttgart, vermittelt durch unseren Vizepräsidenten des Landtags Baden- Württembergs, Prof. Dr. Wolfang Reinhart, wurden die Förderungen greifbar.“ so Leibold. Rund 800.000 Euro erhielt Großrinderfeld letztlich vom Land. Der Bürgermeister verwies darauf, dass das so durchaus nicht üblich sei.

Einen besonderen Dank richtete Leibold auch an die Seelsorgeeinheit Großrinderfeld-Werbach. „Erst durch ihr ‚Ja‘ zu diesem Projekt wurde eine Umsetzung möglich„. So der Rathauschef weiter. „Die Seelsorgeeinheit gab den Pfarrsaal hier in diesem Gebäude auf um sich zu verkleinern und neue Räumlichkeiten im „alten Rathaus“ neben der Kirche zu
beziehen.
“ Deren Fertigstellung wird für Sommer nächsten Jahres erwartet.

Nicht zuletzt dankte er auch allen Mietern, die den Betrieb des Hauses ermöglichen, sowie den Nachbarn, die „rund zwei Jahre Baustelle ertragen haben„.

Einen Wermutstropfen gibt es noch: die Arztpraxis sei aktuell noch nicht vermietet. Die Gemeinde sucht aber mit Hochdruck nach einem Allgemeinarzt und bietet dem auch sehr gute Konditionen. Leibold gab sich zuversichtlich, auch die Praxis in Zukunft besetzen zu können.

Landrat: Glückwunsch zu Mut und Projekt

Landrat Christoph Schauder hob ebenfalls den außergewöhnlichen Charakter des Projekts hervor „Ich beglückwünsche ganz ausdrücklich die Gemeinde Großrinderfeld, den Bürgermeister und den Gemeinderat, dass Sie den Mut hatten, diesen Weg ab dem Jahr 2021 zu gehen. Weil trotz der guten Förderung aus Stuttgart sind hier natürlich auch im nicht unerheblichen Maße … Eigenmittel der Gemeinde Großrinderfeld aufgewendet.“ Es sei klar, dass man sich diese Entscheidung nicht einfach mache. „Deswegen„, so Schauder, „ist es auch große Klasse, wie das von Anfang an hier in Großrinderfeld gelaufen ist„.

Landrat Christoph Schauder war sichtlich vom Projekt beeindruckt. (Foto: Rainer Gerhards)

Sein Landratsamt habe das Projekt daher wohlwollend verfolgt. Er sei auch von den vielen Helfern beeindruckt, die aus der Eröffnung ein richtiges Fest machen. Solche intakten Vereinsstrukturen seien nicht mehr selbstverständlich.

Ebenso sagt der Landrat bei der Suche nach einem Arzt für die Arztpraxis die volle Unterstützung seines Hauses zu.

Innovatives Projekt mit Vorbildcharakter

Persönlich vorbei schauen könne er leider nicht, so Gesundheitsminister Manne Lucha in einer Videobotschaft. Er sei jedoch sehr erfreut über dieses Projekt, das gerade im ländlichen Raum Zeichen für kommunales Engagement bei der Daseinsvorsage setze. Das Konzept habe ihn überzeugt, daher habe er die Fördermittel gerne bewilligen können.

Ich wünsche mir, dass sich viele Kommunen an Ihnen ein Bespiel nehmen„, so der Minister in seiner Grußbotschaft. Denn so ließen sich wichtige Lösungen überall finden.

Ähnlich äußerte sich Landtags-Vizepräsident Prof. Dr. Wolfgang Reinhart, der von einem „Leuchtturmprojekt“ und einer „Innovation im ländlichen Raum“ sprach. Auch er sprach in eine Videobotschaft, da er sich „außer Landes befinde“.

Dank des Architekten

Architekt Kastner bedankte sich für die gute Zusammenarbeit mit allen Beteiligten und das Vertrauen, das die Gemeinde in ihn gesetzt habe. Einfach sei die Aufgabe nicht gewesen. Man habe es aber geschafft, auf der bestehenden Bausubstanz aufbauend eine neue, lichtdurchflutete und funktionale Einrichtung zu schaffen. Besonders freue es ihn auch, dass es zu keinem größeren Unfall beim Bau gekommen sei.

„Schlüsselübergabe“ für die Gesundheits- und Senioreneinrichtung in Gerchsheim. Und zwar mit einem symbolischen Schlüssel, der von der Bäckerei Dittmann gebacken wurde. (Foto: Rainer Gerhards)

Anschließend übergab Kastner das Gebäude noch „hochoffiziell“. Dazu hatten sich die Beteiligten etwas ganz besonderes einfallen lassen. Die symbolische Schlüsselübergabe erfolgte nämlich mit einem von der Bäckerei Dittmann gebackenen Schlüssel. Den Bürgermeister Leibold dann auch prompt anschnitt. Vom Architekten gab es anschließend auch noch selbst gebackene Kekse.

Gebäude gesegnet

Pfarrer Dr. Damian Samulski und Pfarrer Oliver Habiger segnen das Gebäude. (Foto: Rainer Gerhards)

Ihren Abschluss fand die Einweihungsfeier mit der Segnung des Gebäudes durch die Herren Pfarrer Dr. Damian Samulski und Pfarrer Oliver Habiger. Beide hoben die Bedeutung der Einrichtung für das Wohlergehen der Menschen hervor. Dr. Samulski meinte treffend: „das Tagespflegehaus ist ein Segen“ – dem er daher auch gern seinen Segen geben wolle. Er erinnerte außerdem an die Zeiten als katholischer Kindergarten und Gemeindezentrum.

Besichtigung und Festbetrieb

Nach dem offiziellen Programm startete der Festbetrieb und auch die Besichtigung der neuen Einrichtung. Die Mieter, AIMACare und Physiopraxis Sturm, boten ein umfangreiches Programm mit Infos und Spielen an. Die Räume füllten sich schnell, so groß war das Interesse. Reges Interesse gab es auch am Essensstand des TSV, vor dem sich lange Zeit eine noch längere Schlange bildete. Ach ja: pünktlich mit dem Festprogramm zeigte sich auch das Wetter wieder von einer besseren Seite.

Besichtigungsbetrieb, hier in der Physiopraxis Sturm. (Foto: Rainer Gerhards)

Auch Landrat Schauder ließ es sich nicht nehmen, das Gebäude zu besichtigen. Bürgermeister Leibold führte ihn durch das Haus. Verschmitzt meinte dieser auch, man habe nun auch einen „Sprechenden Fahrstuhl“, was auch selten im Kreis sei. Tatsächlich ist es so, dass das Gebäude nach neuesten Erkenntnissen ausgerichtet ist. Für Sehbehinderte und blinde Menschen sagt der Fahrstuhl auch die jeweilige Station an, so dass diese sich leicht orientieren können.

Landrat Schauder zeigte sich bei der Besichtigung sehr interessiert an den einzelnen Angeboten. (Foto: Rainer Gerhards)

Übrigens findet sich oberen Bereich des seitlichen Haupteingangs eine Tafel, die die Geschichte des Gebäudes mit all seinen Funktionen übersichtlich darstellt.

Bildergalerie folgt!

Ein Hinweis in eigener Sache: ich habe viele Bilder aufgenommen, die müssen aber noch ausgewählt und bearbeitet werden. Ich plane, in den nächsten Tagen eine Bildergalerie zur Eröffnung zu erstellen. Sie wird sich dann hier auf der Webseite finden, hier im Artikel wird dann ein Link stehen. Außerdem sollen im Artikel selbst auch noch einige Bilder ergänzt werden.

Updates: In der ersten Version des Artikel hatte sich ein Fehler eingeschlichen. Dort hieß es, der symbolische Schlüssel sei von Architekt Kastner selbst gebacken worden. Tatsächlich wurde er aber von der Bäckerei Dittmann gebacken. Danke an das Architekturbüro für den Hinweis!