Ich setze mir für Großrinderfeld als lebenswerte Wohngemeinde ein. Das bedeutet gleichzeitig, dass ich gewissen Gewerben und insbesondere Industrie skeptisch gegenüber stehe. Was heißt das denn genau?

Zunächst einmal: ich bin selbst seit vielen Jahren Gewerbetreibender in Großrinderfeld. Meine Firma Adiscon liefert von hier aus hochspezialisierte Softwarelösungen an eine weltweite Kundschaft. Damit wird man nicht reich, zahlt aber trotzdem jedes Jahr seinen Teil Gewerbesteuer in die Gemeindekasse. Wie viele andere Unternehmen vor Ort auch.

Gegen Gewerbe an sich kann ich wohl aus nahe liegenden Gründe nichts haben. Im Gegenteil, die lokalen Handwerker, Freiberufler und sonstigen Betriebe sind wichtig für das Gemeinwesen. Sie sind seit Jahren integriert und es lebt sich gut miteinander. Bäcker, Metzger, Restaurant aber auch die KFZ-Werkstatt oder der Elektriker erhöhen unsere Lebensqualität. Diese und die ähnliche sind zu fördern. Auch Neuansiedlungen sind mir hoch willkommen.

Ebenso stehe ich unseren Landwirten sehr positiv gegenüber. Natürlich gibt es hier und da Konfliktpunkte mit z.B. dem Naturschutz. Wer aber die riesigen Monokulturen anderenorts kennt, weiß die Arbeit hier vor Ort sehr zu schätzen. Innovative Konzepte wie z.B. Bio-Anbau, Energiewald und Experimentierfreudigkeit bezüglich der Früchte kennzeichnen unsere Landwirtschaft. Das ist prima!

Übrigens: in 2005 habe ich mit vielen unserer Landwirte sehr eng zusammengearbeitet. Es ging um die Ausweisung des Wasserschutzgebiets. Wir haben damals versucht eine etwas kleinere Ausweisung zu erreichen. Das war viel Arbeit. Leider hat es letztlich nicht geklappt. Man kann nicht immer gewinnen.

Was ich nicht mag sind „emissionsstarke“ Unternehmen. Platt gesagt: die, die viel Lärm, Schmutz, schlechte Luft und ähnliches machen. So etwas haben wir eigentlich auch nicht vor Ort. Es geht also primär um Neuansiedlungen.

Ich habe mich aber zum Beispiel über die letzte große Neuansiedlung (2017) im Gewerbegebiet Gerchsheim sehr gefreut. Ja, da wo der Neubau so gut voran geschritten ist. Das ist eine Bereicherung und steht in keinem Konflikt mit Großrinderfeld als Wohngemeinde.

2007: Proteste gegen die geplante Müllverbrennungsanlage.

Was also will ich nicht? Konkretes Beispiel: Müllverbrennungsanlagen. Da war ich mir schon 2007 zusammen mit einem großen Teil der Bevölkerung aus dem weiten Umfeld einig. Wir haben uns damals sehr für den Erhalt unserer lebenswerten Umgebung eingesetzt. Und letztlich Erfolg gehabt.

Nun ist es leider so, dass wir mit dem Industriegebiet A81 ein Problem vor der Haustür haben. Denn dieses Gebiet ist eben kein normales Gewerbegebiet, sondern ein waschechtes Industriegebiet. Dort kann alles, egal wie dreckig, angesiedelt werden. Es wurde sogar aus dem Wasserschutzgebiet heraus genommen. Warum ist mir bis heute unverständlich. Um es klar zu sagen: aus rechtlicher Sicht könnte da nicht nur eine Müllverbrennungsanlage entstehen, sondern auch z.B. ein Stahlwerk oder eine Chemiefabrik.

Glücklicherweise ist das Gebiet von seiner Lage her (kein Wasserweg) für die meisten Schwerindustrien ungeeignet. Trotzdem weiß man nie, was da noch kommen könnte. Auch mit einer Müllverbrennungsanlage hatte niemand gerechnet.

Solchen Vorhaben stehe ich entschieden entgegen. Sollte in meiner Amtszeit ein entsprechender Antrag für eine solche Industrie gestellt werden: Ich werde im Rahmen meiner Möglichkeiten alles tun, um das nicht geschehen zu lassen.

Umso schöner wäre es, wenn wir das Gebiet weiter mit Ansiedlungen ohne Konfliktpotential füllen könnten. Dann erledigt sich das Problem im Laufe der Zeit von selbst.

Was ist denn nun wenn eines unserer bestehenden Gewerbe extrem wächst? Oder sich in Richtung „emmissionsstarkes Gewerbe“ entwickelt? Letzteres erscheint mir dabei wenig wahrscheinlich. Aber: in dem Fall müssen natürlich Lösungen gefunden werden. Im Rahmen  von bestehenden bzw. künftigen Gewerbegebieten werden sich die auch finden lassen. Das neue Gebiet „Fritzengärtle“ in Großrinderfeld zeigt die Richtung auf.

Wenn wirklich ein lokaler Unternehmer auf einmal ein Chemiewerk oder ähnliches betreiben möchte? Dann werde ich wohl auch dagegen sein. Das hat dann aber auch nichts mehr mit „kontinuierlicher Entwicklung“ zu tun.

Bleibt noch ein emissionsstarker Bereich: die Windkraft. Ich kämpfe seit vielen Jahren in diversen Bürgerinitiativen gegen die Windriesen direkt vor der Haustür. Meiner Meinung nach haben wir auch gute Gründe dafür. Zuletzt 2017 so aufgeschrieben. Betreiber und Investoren sind normalerweise nicht vor Ort. Konflikte gibt es tendenziell mit den hiesigen Landbesitzern. Die muss man austragen: die Lebensqualität ist meiner Meinung nach wichtiger. Daher bin ich prinzipiell gegen neue Windräder.

Allerdings: die Gesetzeslage macht es immer schwieriger, Windräder abzulehnen. Trotz aller Vorbehalte kann es uns also in Zukunft wieder treffen. Für den Fall möchte ich zumindest versuchen auf die Standortplanung Einfluss zu nehmen. Die jetzigen Standorte, gerade in der Ortschaft Großrinderfeld, sind grottenschlecht. Wenn es denn wirklich sein muss, dann sollten wir zumindest Bessere suchen.

Ich hoffe, nun ist meine Einstellung zum Gewerbe klarer greifbar: salopp gesagt freue ich mich sehr über unsere lokalen Betriebe und Neuansiedlungen, die gut zu uns passen. Was aber nicht passt, das mag ich nicht.