Bereits unmittelbar nach Bekanntwerden des Vorhabens habe ich die Mitglieder des Gemeinderates sowie die Bürgermeisterin per Mail angesprochen, auf Probleme hingewiesen und eine Bürgerversammlung vorgeschlagen. Dabei wurden alle Ratsmitglieder angesprochen, soweit auf der gemeindlichen Homepage E-Mail-Adressen hinterlegt waren. Die Mail ging gegen 14:30 Uhr raus und damit noch rechtzeitig vor der abendlichen Sitzung. Sie ist unten exakt so wiedergegeben, wie sie seinerzeit verschickt wurde (inkl. aller Tippfehler, die in der damaligen Eile passiert sind).


Hallo liebe Gemeinderatsmitglieder,
liebe Frau Bürgermeisterin Schmid

durch das verlängerte Wochenende habe ich leider erst heute mitbekommen, dass in Großrinderfeld ein neues, größeres Windrad zum Bau ansteht, und insb. dass es noch ca. 400m näher an den Ort versetzt werden soll.

Ich finde das einen sehr starken Eingriff, sowohl was die Lebensqualität angeht, die Ortsentwicklung, als auch Naturschutzbelange.

In den letzten Jahren haben sich um die Teilortlage Großrinderfeld viele Rotmilane angesiedelt, deren Vorkommen eigentlich Ausschlußkriterium für Windräder ist [1]. Die Population ist bisher erfreulich gestiegen. Seit dem letzten Jahre sieht man auch verstärkt Wiesenweihen. Ein bevorzugtes Jagdrevier der Rotmilane ist der Bereich alter Hohle, Löhlein, bis angrenzend der bestehenden Windräder (wo ich mich schon gefragt habe, ob man hier naturschutzrechtlich auf eine Abschaltung im Sommer hinwirken müsse; die Frage stellt sich nun ggf. noch verstärkt). Wie aus [2] ersichtlich ist, sind Rotmilane besonders von Windrädern gefährdet. Ein weiteres Windrad mitten in einem Hauptjagdgebiet wäre hier sehr nachteilig – übrigens nicht nur für die Vögel, sondern auch für einen Betreiber, der bei entsprechenden Totfunden auch mit Konsequenzen rechnen müsste. Analog zu [3] würde ich darüber hinaus nicht ausschließen, dass alle Genehmigungsbehörden, inkl, der Gemeinde, nachträglich auch in Haftung für Planungsfehler genommen werden, insb. bei dem hier vorliegenden und bekannten Sachstand.

Bezüglich der Lebensqualität ist anzumerken, dass man bereits die bestehenden Windräder hört und auch als störend wahrnimmt. Das neue Windrad soll nun auf ca. 1.000m an den Ort heran rücken. Das ist gegenüber den bisherigen Entfernenungen von ca. 1.400m doch eine erhebliche Annährung. Daüber hinaus wird der Rotor größer, so dass sich allein daraus schon ein höherer Schallpegel ergibt.

In diesem Zusammenhang sehe ich auch schwere Nachteile für die Ortsentwicklung, des Teilortes Großrinderfeld. Das Windrad läge ja noch näher am seit Jahren ins Auge gefasste Neubeugebiet – was sich somit wohl kaum mehr realisieren liesse. Andere Ausweichflächen im Teilort stehen meines Wissens nach nicht zur Verfügung.

Die Notwendigkeit eines weiteren Windrades an diesem Standort erklärt sich mir ohnehin nicht, da die bestehenden Anlagen ja bereits mit Verlust arbeiten (vermutlich aufgrund zu geringer Windhöffigkeit, wie seinerzeit von unserer damaligen Initiative vorgebracht).

Ich verstehe daher nicht, warum auf einmal solche Eile geboten ist, insbesondere da schwerwiegende Belange der Bevölkerung betroffen sind. Wäre es nicht sinnvoll, darüber zumindest eine Bürgerversammlung abzuhalten?

In diesem Sinne möchte ich Sie um Ablehnung des Bauantrags bitten und um Erhalt des Bebauungsplanes. Ersatzweise sollte zumindest die Beschlussfassung soweit verschoben werden, bis eine ernsthafte Diskussion in der Bevölkerung möglich ist, am besten bei einer Bürgerversammlung. Auch eine Aktualisierung bezüglich des (jährlich wachsenden) Greifvogelbestands erscheint mir dringend geboten, auch um die Gefahr später Schadenersatzansprüche seitens des Betreibers abzuwenden.

Mir freundlichen Grüße,
Rainer Gerhards

 

[1] https://www.welt.de/wirtschaft/article157822780/Wenn-Umweltschuetzer-gegen-Klimaretter-kaempfen.html

[2] http://www.oekotop-halle.de/sites/default/files/IMCE/dokumente/publikationen/Mammen_mammen_strasser_resetaritz-RotmilanWindkraft2006.pdf

[3] http://www.greifvogelhilfe.de/wp-content/uploads/2010/01/vsw_greif_wind.pdf