Landrat Christoph Schauder hat im Rahmen der Kreistagssitzung in Tauberbischofsheim am Mittwoch, 22. Oktober, den Verwaltungsentwurf des Haushalts 2026 eingebracht. Dieser steht unter dem Motto „Das Schiff sinkt – Rettung ist noch möglich“. Der Landrat betonte, dass die dem Landkreis aufgebürdeten sozialen Pflichtaufgaben den Haushaltsentwurf 2026 erneut prägen. Außerdem stellte er die Bauvorhaben, das Programm zur Sanierung von Fahrbahndecken auf Kreisstraßen sowie für den Radwegebau, den ÖPNV und den Klimaschutz heraus.

Christoph Schauder bei seiner Haushaltsrede: Der Landrat hat am Mittwoch, 22. Oktober, im Rahmen der Kreistagssitzung den Verwaltungsentwurfs des Haushalts 2026 eingebracht. (Foto: Landratsamt Main-Tauber-Kreis, Aylin Wahl )

„Unsere in der Vergangenheit artikulierten Hilferufe und Bitten nach mehr gesetzgeberischer Vernunft wurden bislang praktisch ignoriert. Das ist erschreckend. Um es unmissverständlich zu sagen: Wir haben kein Erkenntnisproblem, wir haben ein Handlungsproblem und hier meine ich besonders die Bundespolitik. Denn die Eisberge, die die Lecks in unser Schiff gerissen haben, kommen in erster Linie aus Berlin. Nachdem ich in den zurückliegenden Jahren immer wieder Verantwortung und Vernunft gefordert habe und sich seither bei der Kostendynamik im Sozialbereich nicht nur nichts geändert hat, sondern die Lage mittlerweile hochdramatisch ist, will ich klar auf diesen Missstand hinweisen“, erklärte Christoph Schauder.

Kommunale Familie hält seit Jahren den sprichwörtlichen Laden vor Ort am Laufen

Der Landrat habe sich dagegen entschieden, erneut eine diplomatisch formulierte Bitte in Richtung der Verantwortlichen zu formulieren. Die kommunale Familie habe in den zurückliegenden Jahren mehr als nur einmal bewiesen, dass sie ein starker Partner ist. Sie habe während aller Krisen standgehalten und mit raschen, lösungsorientierten und pragmatischen Ansätzen den sprichwörtlichen Laden vor Ort am Laufen gehalten. Als Dank habe die kommunale Familie nur noch weitere Aufgaben aufgebürdet bekommen, ohne hierfür eine ausreichende finanzielle Kompensation zu erhalten.

Getreu dem Motto des Haushaltsentwurfs 2026 sinkt das kommunale Schiff laut Schauder aufgrund der von außen aufgezwungenen finanziellen Lage. Es liege auf der Hand, dass diese Entwicklung nicht auf Dauer so weitergehen könne. „Um es deutlich zu sagen, ich kann mir nicht vorstellen, wie wir in den kommenden Jahren einen genehmigungsfähigen Haushalt aufstellen sollen, wenn nicht signifikante strukturelle Änderungen bei den gesetzlichen Standards kommen.“ Noch sei es in den Augen des Landrats aber nicht zu spät, weswegen er den Titel seiner Haushaltsrede „Das Schiff sinkt“ um den Zusatz „Rettung ist noch möglich“ ergänzte.

Entlastungspaket des Landes kommt zum richtigen Zeitpunkt – Keine dauerhafte Hilfe

Das Land Baden-Württemberg und die Kommunalen Spitzenverbände haben sich vor kurzem auf ein Paket verständigt, das die immense Finanznot der Landkreise, Städte und Gemeinden nicht beseitigen kann, aber dennoch zum richtigen Zeitpunkt entlastet. „Aus diesem Grund sind wird dem Land auch sehr dankbar“, sagte Schauder. Allerdings handelt es sich bei einem Großteil der zugesagten Gelder laut dem Landrat nicht um strukturelle Änderungen, sondern um Nachzahlungen aus Vorjahren, also Geld, das bereits vom Land hätte fließen müssen. „Das bedeutet: Das Paket verschafft uns zwar einen Moment, um aufzuatmen. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass strukturelle Änderungen hermüssen, damit wir weiter handlungsfähig bleiben“, erläuterte Landrat Schauder.

Oberste Priorität: Stabilisierung des Haushalts

Der Landrat stellte heraus, dass es oberste Priorität sei, den Haushalt zu stabilisieren, da dieser ansonsten nicht genehmigungsfähig sei. Hierzu sei es notwendig, auch bei den Freiwilligkeitsleistungen ein Zeichen zu setzen. Außerdem gehe es nicht ohne eine Erhöhung der Kreisumlage. Der vorgelegte Verwaltungsentwurf sieht daher eine Kreisumlage von 35,65 Punkten anstatt bisher 34 Punkten vor.

Trotz dieser Erhöhung, der eingeleiteten Sparmaßnahmen, der optimistischen Haushaltsansätze sowie der Unterstützungsleistungen des Landes weist der Haushaltsentwurf weiterhin ein erhebliches Defizit von rund 6,6 Millionen Euro auf. „Wir sind damit nicht nur an der Grenze, sondern bereits auf der Grenze zur Genehmigungsfähigkeit. Das ist ein Balanceakt, den wir bewusst in Kauf nehmen, um die Kreisumlage nicht noch weiter zu erhöhen – das müssen wir uns alle in den anstehenden Haushaltsberatungen immer wieder ins Gedächtnis rufen“, betonte Schauder.

Abschließend rief Landrat Christoph Schauder den politischen Verantwortlichen zu: „Wacht endlich auf, stellt Euch der Realität und handelt!“

Mutige Investitionen in die Zukunftsfähigkeit des Landkreises

Landrat Schauder betonte, dass der Landkreis auch im Jahr 2026 weiter mutig in seine Zukunftsfähigkeit investiere, trotz aller Herausforderungen. Als Beispiel nannte der Landrat die Sanierung der Beruflichen Schulen in Tauberbischofsheim und Wertheim sowie die Generalsanierung des Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums in Unterbalbach. Ferner verbleiben die Mittel für das Programm zur Sanierung der Kreisstraßen auf dem Niveau des Haushaltes 2025 bei 1,4 Millionen Euro.

Eckpunkte des Haushaltsentwurfs 2026 der Verwaltung

Haushaltsvolumen Konzern                                                   292.042.429 €

Ordentliche Erträge                                                                244.649.300 €

Ordentliche Aufwendungen                                                    251.270.700 €

Ordentliches Ergebnis                                                             – 6.621.400 €

Investitionsvolumen Konzern                                                  20.931.900 €

Kreisumlage-Hebesatz                                                                    35,65 %

Entwicklung Schuldenstand

Voraussichtlicher Schuldenstand 1. Januar 2026                    44.023.845 €

Geplante Kreditaufnahmen 2026                                             11.000.000 €

Kredittilgungen 2026 (gerundet)                                                2.121.500 €

Tilgungszuschuss KfW (gerundet)                                            1.635.000 €

Voraussichtlicher Schuldenstand 31. Dezember 2026          51.267.345 €

Investitionen Kernhaushalt                                                     17.936.900 €

Finanzierung Investitionen 2026

Eigenmittel                                                                                     281.900 €

Zuweisungen                                                                              6.655.000 €

Kredite                                                                                       11.000.000 €            

Hier geht es zur kompletten Haushaltsrede.

Quelle: Pressemitteilung des Main-Tauber Kreis