In den vergangenen Tagen haben vermutlich viele Bürgerinnen und Bürger im Main-Tauber-Kreis, die einen Vorvertrag mit toni abgeschlossen hatten, eine E-Mail erhalten: „toni ist jetzt LEONET“. Dahinter steht keine neue Ausbauoffensive, sondern eine reine Namensänderung.

Wer im Internet nach dem Glasfaser-Betreiber „toni“ sucht, wird nun hierhin weitergeleitet. (Bildschirmfoto: Rainer Gerhards vom 14.10.2025)

Was hinter der Umstellung steckt

Die Marke toni verschwindet. Die dahinterstehende Breitbandversorgung Deutschland (BBV) wird nun unter dem Namen LEONET weitergeführt. Grund ist eine Markenkonsolidierung innerhalb der Infrafibre Germany GmbH, die seit Ende 2024 zum Gemeinschaftsunternehmen Unsere Grüne Glasfaser (UGG) gehört – getragen von Allianz und Telefónica.

Laut Unternehmenssprecher Wolfgang Wölfle ändert sich für Kundinnen und Kunden „nur der Markenname“. Verträge, Preise und Leistungen bleiben bestehen, ebenso die bisherigen Ansprechpartner. Für viele Betroffene dürfte das allerdings wenig Trost sein, denn am eigentlichen Ausbaugeschehen ändert sich vorerst nichts.

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Ausbau bleibt weiter in der Wirtschaftlichkeitsprüfung

Auf meine Nachfrage bestätigte Wölfle, dass der Glasfaserausbau im Main-Tauber-Kreis weiterhin in der Wirtschaftlichkeitsprüfung steckt. Das bedeutet konkret: Es wird derzeit geprüft, ob sich der Ausbau für das Unternehmen wirtschaftlich rechnet – Baumaßnahmen finden derzeit keine statt.

Bereits im April hatte der Kreis erklärt, dass man auf die Planungen der BBV beziehungsweise nun LEONET keinen Einfluss habe. Der Ausbau erfolgt eigenwirtschaftlich, also ohne öffentliche Förderung. Entsprechend gibt es keine verbindlichen Ausbaufristen, und der Landkreis kann auch keine Verträge kündigen oder erzwingen.

Was bisher geschah

Der Breitbandausbau im Main-Tauber-Kreis hatte ursprünglich vielversprechend begonnen:

  • Nach dem erfolgreichen Grundausbau durch die Telekom (2017–2020) und der Glasfaseranbindung aller Schulen (bis 2020) startete die BBV 2021 mit ihrem privatwirtschaftlichen Ausbau unter der Marke toni.
  • Die notwendige Vorvermarktungsquote von 20 Prozent wurde schnell erreicht, und 135 Millionen Euro Investitionsvolumen waren angekündigt.
  • Vermutlich führten steigende Zinsen, hohe Baukosten und der Mangel an Fachkräften ab 2023 zu Verzögerungen. Auch die Qualität der Baumaßnahmen wurde kritisiert.
  • Der Ausbau begann verspätet in Wittighausen und Creglingen, wurde aber bald wieder gestoppt. Wirklich nennenswerte Aktivitäten gibt es auch dort meines Wissens nach nicht.

Mit der Übernahme durch UGG im Dezember 2024 sollte alles neu koordiniert werden. Nun – fast ein Jahr später – steht fest: eine sichtbare Fortsetzung des Ausbaus ist bisher nicht erfolgt.

Was das für Vorvertragskunden bedeutet

Wer einen Vorvertrag abgeschlossen hat, muss derzeit nichts unternehmen. Die bestehenden Verträge bleiben formal bestehen, jedoch gibt es keinen absehbaren Termin für den tatsächlichen Anschluss.

Wer überlegt, den Vertrag zu kündigen, sollte zunächst prüfen lassen, ob der Vorvertrag aufgrund der langen Verzögerung überhaupt noch bindend ist.
Eine sinnvolle Anlaufstelle kann hier die Verbraucherzentrale sein, die entsprechende rechtliche Einschätzungen geben kann. Ich selbst darf und kann keine Rechtsberatung erteilen, möchte diesen Hinweis aber als Orientierung geben.

Eine echte Alternative bietet sich in Großrinderfeld derzeit allerdings kaum an. Klassische DSL-Anschlüsse sind meist verfügbar, aber oft nur mit niedrigen Geschwindigkeiten. Auch andere Glasfaseranbieter sind bislang nicht aktiv. Für schnelles Internet bleibt vielen nur der Umweg über Satellitenlösungen, etwa über Eutelsat oder Starlink.

Fazit

Der Namenswechsel von toni zu LEONET ist also kein Neustart, sondern nur ein neues Etikett. Der Glasfaserausbau im Main-Tauber-Kreis liegt weiter auf Eis.
Ob und wann sich das ändert, hängt davon ab, ob LEONET beziehungsweise UGG den Ausbau für wirtschaftlich halten – oder ob neue Förderprogramme des Bundes die Rahmenbedingungen verbessern.

Bis dahin bleibt vielen nur das Warten – und die Hoffnung, dass aus der neuen Marke irgendwann auch tatsächlich neues Tempo wird.

Quelle: eigene Recherche