„Die von der Bundesregierung eingeleitete Migrationswende ist auch im Main-Tauber-Kreis zu spüren. Die Entwicklung der Flüchtlingszahlen spricht eine deutliche Sprache“: Dies erklärte Landrat Christoph Schauder kürzlich im Rahmen eines Austauschs mit der Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises Odenwald-Tauber und Bundesgesundheitsministerin Nina Warken. Er informierte sie zum aktuellen Sachstand beim Flüchtlingsmanagement in der Landkreisverwaltung.

Landrat Christoph Schauder erläuterte der Bundestagsabgeordneten im Wahlkreis Odenwald-Tauber und Bundesgesundheitsministerin Nina Warken im Hof der Gemeinschaftsunterkunft Museumstraße in Tauberbischofsheim den Sachstand bei der Migrationswende im Main-Tauber-Kreis: Unterkünfte können geschlossen, Personal kann reduziert werden. (Foto: Landratsamt Main-Tauber-Kreis, Christoph Obel)

Landrat Schauder: Getroffene Entscheidungen sind „wichtig und richtig“

„Es ist wichtig und richtig, dass die neue Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD dieses Thema mit Nachdruck angegangen hat“, erklärte Landrat Schauder. Er erinnerte an das bekannte Zitat des früheren Bundespräsidenten Joachim Gauck, „dass wir helfen wollen und unser Herz weit ist, doch unsere Möglichkeiten endlich sind.“ Dies treffe den „sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf“, denn auch im Wissen um die vielen Notsituationen von Millionen Menschen weltweit dürfe es nicht sein, dass die Gesellschaften in Deutschland und Europa von einer unkontrollierten Flüchtlingsaufnahme überfordert werden. Primär müssten die Lebensbedingungen der Menschen in ihren Herkunftsländern verbessert und Migration sinnvoll gesteuert werden, insbesondere im Zuge der Einwanderung von Fachkräften. „Dass hier in den vergangenen Jahren etwas schiefgelaufen ist und dies zu einer starken Polarisierung in der Gesellschaft geführt hat, liegt auf der Hand“, sagte Landrat Schauder. Umso wichtiger sei es, dass nunmehr konsequent gegengesteuert werde. Er bat die Wahlkreisabgeordnete und Bundesministerin, dies mit nach Berlin zu nehmen und in der Migrationsthematik weiter einen klaren Kurs zu fahren.

Ministerin Warken: Den eingeschlagenen Kurs mit Nachdruck weiterverfolgen

Bundesministerin Nina Warken erwiderte, dass die positive Entwicklung im Main-Tauber-Kreis ein klares Signal dafür sei, dass die von der Bundesregierung eingeleitete Migrationswende der richtige und dringend notwendige Schritt gewesen sei. „Unser Ziel war es, die Landkreise und Kommunen, die bei der Aufnahme und Integration von Geflüchteten Enormes leisten, nachhaltig zu entlasten. Eine effektive Steuerung und die konsequente Reduzierung der irregulären Migration sind die Grundvoraussetzung dafür, dass wir unsere humanitäre Verantwortung für tatsächlich Schutzbedürftige weiterhin wahrnehmen können und gleichzeitig den gesellschaftlichen Zusammenhalt sichern. Die Erfahrungen aus meinem Wahlkreis bestärken mich darin, dass der Bund den eingeschlagenen Kurs mit Nachdruck weiterverfolgen muss.“

Rückgang der Flüchtlingszahlen in Land und Kreis bei rund 45 Prozent

Landrat Schauder zeigte im weiteren Gespräch zunächst die Zahlen auf: Im Vergleich der Zugangszahlen auf Landesebene sind im ersten Halbjahr 2025 in den Erstaufnahmeeinrichtungen in Baden-Württemberg insgesamt 5769 Asylsuchende aufgenommen worden, während es von Januar bis Juni 2024 noch 10.563 Personen waren. Dies entspricht einem Rückgang von mehr als 45 Prozent.

Für den Main-Tauber-Kreis ergebe sich ein entsprechendes Bild. In den ersten sechs Monaten 2025 sind insgesamt 104 Personen aus der Landeserstaufnahme in die vorläufige Unterbringung des Main-Tauber-Kreises zugewiesen worden. Diese Zahl umfasst die Asylsuchenden und die zugewiesenen ukrainischen Kriegsflüchtlinge. Demgegenüber waren es im ersten Halbjahr 2024 insgesamt 186 Personen gewesen. Das Minus entspricht für den Landkreis damit 44 Prozent. „Gleichzeitig ist aktuell eine steigende Zahl von Dublin-Verfahren und Überstellungen in andere europäische Mitgliedsstaaten, eine Zunahme bei der Zahl der Abschiebungen sowie auch ein höheres Interesse an einer freiwilligen Rückkehr in das jeweilige Herkunftsland festzustellen“, fasste der Landrat zusammen.

Unterbringungskapazitäten können deutlich reduziert werden

Landrat Schauder machte deutlich, dass sich mit Blick auf die sinkenden Zugangszahlen und die hohe Zahl von Auszügen nun erstmals wieder die Möglichkeit ergebe, „die Unterbringungskapazitäten im Landkreis deutlich zu reduzieren“. Er erläuterte, dass im Main-Tauber-Kreis insgesamt 14 Gemeinschaftsunterkünfte mit einer Gesamtkapazität von 885 Plätzen bestehen, die zur Jahresmitte noch mit knapp 60 Prozent ausgelastet waren und dies mit weiter sinkender Tendenz. „Entsprechend unserer Konzeption werden bei uns bis zum 30. Juni 2026 fünf Gemeinschaftsunterkünfte zurückgebaut, wodurch die Gesamtkapazität auf dann circa 650 Plätze reduziert wird. Der Rückbau betrifft jeweils mit dem Auslaufen der Mietverträge die vier Containeranlagen in Wittighausen, Königheim, Werbach und Weikersheim sowie eine Gemeinschaftsunterkunft in einem Mehrfamilienwohnhaus in Külsheim“, blickte der Landrat voraus.

Darüber hinaus wird der geplante Aufbau einer weiteren Container-Unterkunft am Standort Wertheim zurückgestellt. Diese war infolge der hohen Zuweisungszahlen ab Ende 2023 geplant worden. Sollte wider Erwarten neuer Bedarf entsteht, kann das Vorhaben erneut aufgegriffen werden, da die Baugenehmigung für einen Zeitraum von drei Jahren erteilt ist. In einem weiteren Schritt können dann – sofern die Zuweisungszahlen stabil niedrig bleiben bzw. weiter sinken – die beiden kreiseigenen Liegenschaften in der Museumstraße und in der Schmiederstraße in Tauberbischofsheim geräumt und als Reserve behalten werden. „Abzüglich der Reserven beläuft sich die Kapazität in der vorläufigen Unterbringung mittelfristig auf noch knapp 500 Plätze“, bilanziert Landrat Schauder und weist darauf hin, dass diese Konzeption dem Grunde nach mit dem Regierungspräsidium Stuttgart abgestimmt wurde.

Sinkender Personalbedarf trägt ebenfalls zu Einsparungen bei

Wie der Landrat weiter erläutert, werden zunächst die Containeranlagen abgebaut, da diese aufgrund der jeweils befristeten Nutzungsgenehmigung befristet gemietet sind und im Vergleich zu den festen Gebäuden deutlich höhere Kosten verursachen. Für die notwendige Anpassung der Personalkapazitäten gebe es ebenfalls ein Konzept. „Zum einen laufen befristete Arbeitsverträge in den nächsten Monaten aus, zum anderen werden wir unbefristet beschäftigte Mitarbeitende auf adäquate Stellenausschreibungen im Hause verweisen. Selbstverständlich haben auch befristet Beschäftigte die Möglichkeit, sich auf freiwerdende Stellen im Landratsamt zu bewerben“, macht der Landrat deutlich. Durch die Schließung von Unterkünften und den geringer werdenden Personalbedarf entstünden erhebliche Einsparungen. „Natürlich beobachten wir die Entwicklung bei den Zu- und Abgängen weiterhin sorgfältig, so dass wir weiterhin angemessene Platzreserven haben werden und auch bei möglichen, zeitweiligen Zuweisungsspitzen jederzeit handlungsfähig bleiben.

Quelle: Pressemitteilung des Main-Tauber Kreis