Ende März erreichten mich Anfragen aus der Bevölkerung, dass sich in Großrinderfeld vereinzelt Photovoltaikanlagen auf Privathäusern selbst abgeschaltet haben. Ich bin dem nachgegangen und kann nun genauere Informationen zur Situation und den Hintergründen zur Verfügung stellen.

Ursache: Netzspannung vorübergehend zu hoch
Die Abschaltungen wurden durch zu hohe Spannungswerte im Ortsnetz ausgelöst. Sobald die Spannung über den Grenzwert von 253 Volt steigt, schalten sich die Wechselrichter von Photovoltaikanlagen automatisch ab – eine gesetzlich vorgeschriebene Sicherheitsmaßnahme, um Schäden an Anlagen und Netz zu verhindern.
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Nach Angaben der Netze BW ist die temporäre Spannungserhöhung auf umfangreiche Tiefbauarbeiten im Raum Großrinderfeld zurückzuführen. Diese dienen dem Ausbau und der Verstärkung des Mittelspannungsnetzes. Im Zuge der Arbeiten mussten mehrere Mittelspannungskabel und -freileitungen um- oder abgeschaltet werden. Der reguläre Netzbetriebszustand ist damit derzeit nicht in allen Bereichen gewährleistet.
In einzelnen Netzabschnitten kam es dadurch zu Spannungsspitzen. Betroffen war laut Rückmeldungen aus der Bevölkerung vor allem der Bereich „Steige“. Im Bereich „Alte Hohle“ habe ich seit Ende März eigene Spannungsmessungen durchgeführt. Dort wurden Werte bis 243 Volt gemessen – noch unterhalb der Abschaltschwelle, aber spürbar erhöht. Seit Anfang April zeigt sich eine deutliche Entspannung der Situation.
Netze BW hat zwischenzeitlich zusätzliche betriebliche Maßnahmen im Mittelspannungsnetz ergriffen. Eine vollständige Stabilisierung wird jedoch erst mit Abschluss der laufenden Arbeiten und dem geplanten neuen Schaltwerk erwartet – voraussichtlich in 2026.
Eigenes Messprojekt: Tendenzen erkennen
Um die Netzsituation genauer zu beobachten, habe ich ein ergänzendes Messprojekt initiiert. Es befindet sich derzeit noch in einer frühen Phase. Ziel ist es, mithilfe einfacher Messtechnik an mehreren Stellen im Ortsgebiet grobe Trends in der Spannungsentwicklung zu erfassen. Eine hohe Genauigkeit wird dabei nicht erreicht – es handelt sich nicht um geeichte Systeme. Ob sich daraus belastbare Erkenntnisse ableiten lassen, bleibt noch abzuwarten.
Erste Daten deuten allerdings darauf hin, dass sich die Netzspannung seit Anfang April stabilisiert hat (siehe auf Grafik oben). Eine Auswertung dieser vorläufigen Ergebnisse werde ich zu gegebener Zeit hier im Blog veröffentlichen.
Technischer Hintergrund: Warum die Spannung schwankt
In einem Ortsnetz ist es technisch normal, dass die Spannung an verschiedenen Hausanschlüssen leicht unterschiedlich ist. Die Spannung wird zentral in das Netz eingespeist und fällt entlang der Leitungswege leicht ab – abhängig von Leitungslänge, Belastung und Entfernung zum nächsten Netzknoten (z. B. Transformator).
Gleichzeitig kann die Einspeisung durch PV-Anlagen die Spannung lokal anheben – insbesondere bei hoher Sonneneinstrahlung und vielen gleichzeitig einspeisenden Anlagen. Je mehr PV-Leistung in einem Straßenzug oder auf einem Netzabschnitt installiert ist, desto stärker kann dieser Effekt sein.
Das bedeutet: Selbst innerhalb eines Ortsteils können die Spannungswerte je nach Netzstruktur spürbar unterschiedlich ausfallen. In einem Haus bleibt die Spannung stabil, im nächsten kann sie bereits die Abschaltschwelle überschreiten – je nachdem, wie stark das Netz an dieser Stelle belastet ist.
Trotz relativ preiswerter und ungenauer Messtechnik erwarte ich daher, in meinem Messprojekt unterschiedliche starke Verläufe im Spannungsverlauf zu erkennen. Wenn das der Fall sein sollte, wäre das ein Hinweis auf Netzabschnitte, die besonders belastet sind.
Ich werde diese technischen Aspekte in weiteren Artikeln vertiefen und die Entwicklung anhand der laufenden Messungen weiter beobachten.