Der Erste Landesbeamte Florian Busch hat sich gemeinsam mit Mitarbeitenden der unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes Main-Tauber-Kreis zu einem Austausch mit Vertretern des privaten Naturschutzes sowie des ehrenamtlichen Naturschutzdienstes auf den naturnahen Flächen am Reinhardshof bei Wertheim getroffen.

„Mit diesem Format schaffen wir die Plattform für einen konstruktiven Austausch zwischen Behörde und Ehrenamt. Uns alle eint das gemeinsame Ziel, im Einklang mit dem geltenden Recht die regionalen Naturschutzprojekte in die Tat umzusetzen. Ich danke allen Beteiligten für ihr Engagement und freue mich auf den Dialog, denn als Ehrenamtler sind sie diewachsamen Begleiter des Artenschutzes“, erklärte Erster Landesbeamter Florian Busch.
Der Reinhardshof – Eine Transformation vom Militärgelände zum Naturschutzreservat
Jens Rögener, Umweltberater der Stadt Wertheim, ging auf die Geschichte des Reinhardshofes ein und erläuterte die Transformation des ehemaligen Militärgeländes hin zu einem wertvollen Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten. „Durch die jahrzehntelange Nutzung als militärisches Übungsgelände entstand hier ein großflächiges Mosaik aus vegetationsarmen Abschnitten, Wiesenflächen und Gehölzen, das für viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten einen wertvollen Lebensraum bietet“, ergänzte Rögener.
Nach dem Abzug der Amerikaner Anfang der 90er Jahre wurde das Gebiet von der Stadt Wertheim erworben. Damit standen die Konversionsflächen am Reinhardshof im Fokus der Stadtentwicklung und Bauleitplanung. Ebenso erkannten die ehrenamtlichen Naturschützer, insbesondere die Nabu-Ortsgruppe, sehr früh den hohen Wert der Flächen als Refugium für seltene und gefährdete Arten. Um die drohenden Nutzungskonflikte in einem konstruktiven Dialog aufzulösen, initiierte die Stadt Wertheim in der Folge ein Mediationsverfahren. Durch diesen Schritt gelang es, alle Beteiligten einzubinden und schließlich eine Kompromisslösung zu finden. Ekkehard Ebert, der Vorsitzende der Nabu-Ortsgruppe äußerte ein großes Lob an die Stadt und betonte die seitdem sehr gute Zusammenarbeit zwischen der Stadt und der Nabu-Ortsgruppe.
Artenschutz für Gelbbauchunke, Zauneidechse und viele weitere Arten
Die erfolgreiche Umsetzung von Artenschutzmaßnahmen für Gelbbauchunke, Zauneidechse und weitere Arten stand im Mittelpunkt der Erläuterungen des Jagdpächters und Naturschützers Günter Kronmüller. „Die langjährigen Erfahrungen als Praktiker sind dabei oft viel entscheidender als viele praxisferne Anleitungen aus Lehrbüchern“, betonte der pragmatische Ehrenamtler. Bereits als kleiner Junge war der Reinhardshof sein Abenteuerspielplatz. Später beschäftigte sich Kronmüller intensiv mit den hier vorkommenden Arten und deren Bedürfnissen. Sogar eine Wildkatze hatte sich in einem eigens hergerichteten Versteck niedergelassen und ihre Jungen bekommen. Dies belegte Kronmüller eindrücklich mittels Bilder seiner Wildtierkamera.
Nach den anschaulichen Beiträgen während der Exkursion ging es zum gemeinsamen Austausch in das Gasthaus „Zum Ross“ in Vockenrot. Dort informierte der Sachgebietsleiter der unteren Naturschutzbehörde, Karl-Heinz Geier, zu aktuellen Themen der Naturschutzverwaltung. Im Fokus stand dabei die Aufnahme von Streuobstwiesen und Flachlandmähwiesen zu den gesetzlich geschützten Biotopen. Anschließend erläuterte der stellvertretende Sachgebietsleiter, Stephan Hielscher, den Umgang und die Funktion des „UDO“ genannten Daten- und Kartendienstes der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW). Dieses anwenderfreundliche Online-Tool biete jedem Interessierten die Möglichkeit, sich über Schutzgebiete und geschützte Biotope zu informieren und stelle dadurch ein äußerst wertvolles Werkzeug für alle Aktiven im Naturschutz dar.
Im Anschluss an die Vorträge fand ein Austausch zu den von den Teilnehmern gemeldeten Themen statt.
Zum Abschluss der Veranstaltung dankte Karl-Heinz Geier allen Teilnehmern für die offene und konstruktive Beteiligung am dem Jahrestreffen. „Wichtig ist es, im Gespräch zu bleiben und sich möglichst frühzeitig zu potenziellen Konflikten, aber auch zu möglichen Naturschutzprojekten, auszutauschen“, betonte Geier.
Quelle: Pressemitteilung des Main-Tauber Kreis (via email)