Gestern Abend fand im Main-Tauber-Kreis der offizielle Spatenstich für den SuedLink-Baustart in Baden-Württemberg statt. Damit beginnt erstmals der Ausbau von Flächenabschnitten im Ländle. Zuvor wurden nur einzelne vorgezogene Baumaßnahmen, wie die Unterquerung der Tauber bei Dittigheim, durchgeführt wurden. Zu der Veranstaltung waren hochrangige Vertreter der Energiewende und Politik geladen, darunter Ministerpräsident Winfried Kretschmann als Hauptredner.
Lobende, aber auch mahnende Worte…
Dr. Werner Götz, Vorsitzender der Geschäftsführung von TransnetBW, eröffnete die Veranstaltung und hob die Bedeutung des SuedLink für die Energiewende hervor: „SuedLink wird gebaut – das ist eine gute Botschaft für den Fortschritt der Energiewende und den Netzausbau in Deutschland.“ Er bedankte sich bei den Verantwortlichen der betroffenen Städte, Gemeinden und Landkreise sowie bei den Landesbehörden für den konstruktiven Austausch und betonte, dass der Erfolg des Projekts auf intensivem Dialog basiere.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann unterstrich in seiner Rede die strategische Bedeutung des Projekts: „Heute ist ein guter Tag für die Energiewende, für die Menschen und die Wirtschaft in unserem Land. SuedLink wird unser Land mit den riesigen Windparks im Norden verbinden und so Strom aus konventionellen Kraftwerken ersetzen.“ Er hob hervor, dass der Beginn des zweiten Bauabschnitts von SuedLink in Baden-Württemberg zeige, dass es mit der Energiewende vorangehe. „Das ist das richtige Signal. Denn seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine steht sie nicht mehr nur für mehr Klimaschutz und für einen neuen Wohlstand, sondern auch für den Schutz unserer Freiheit. Die Anbindung an die riesigen Windparks im Norden wird uns zu mehr Sicherheit und Unabhängigkeit verhelfen. Die EnBW und TransnetBW als zwei Spitzen-Akteure der Energiewende leisten hier wirklich herausragende Arbeit. Ich danke allen, die an diesem Bauprojekt beteiligt sind, für ihre schon geleistete Arbeit“, sagte Kretschmann.
Gleichzeitig äußerte Kretschmann auch Bedenken zur gewählten Bauweise und stellte klar, dass er „kein Fan der Erdverkabelverlegung“ sei. Er erklärte, dass eine Freileitungsstrecke erheblich billiger und schneller zu bauen gewesen wäre, der Wechsel zur Erdkabelverlegung jedoch auf Druck der CSU erfolgt sei. Für zukünftige Hochspannungstrassen habe Baden-Württemberg im Bundesrat angeregt, wieder auf Freileitungen zu setzen.
EnBW-Vorstandsvorsitzender Georg Stamatelopoulos ergänzte: „Wir dürfen nicht nachlassen in unserem Bemühen, die Energiewende voranzubringen.“ Dabei sei es jedoch herausfordernd, die Balance zwischen Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit zu halten. Er betonte: „Freileitungen würden die Kosten reduzieren, was auch der Akzeptanz dienlich ist.“ Zudem forderte er den Bau neuer Wasserstoffkraftwerke: „Wir brauchen auch künftig Kraftwerke, die wir jederzeit steuern können.“ Stamatelopoulos erläuterte weiter, dass eine auf Erneuerbare ausgerichtete Energieinfrastruktur große Vorteile bringe: „geringere Abhängigkeiten von Energieimporten, weniger Schadstoffemissionen und relativ gesehen günstigere Energiepreise. Sonne und Wind stellen keine Rechnung, aber von ihren Vorteilen können wir nur profitieren, wenn unsere Infrastruktur darauf vorbereitet ist.“
Bauablauf und technische Umsetzung
Die Bauarbeiten umfassen die Verlegung von Leerrohren in offene Kabelgräben, die anschließend wieder verfüllt werden. An Stellen, an denen die Trasse Straßen oder Gewässer kreuzt, wird das geschlossene Bauverfahren angewendet. Im späteren Verlauf werden die 525-Kilovolt-Erdkabel in die bereits verlegten Leerrohre eingezogen und die Verbindungen zwischen den Kabelabschnitten hergestellt. Die Arbeiten werden abschnittsweise, zum Teil auch parallel, durchgeführt, um den Baufortschritt zu beschleunigen.
Bauvorbereitungen in Grünsfeld und Großrinderfeld
In Grünsfeld und Großrinderfeld werden bereits Bauvorbereitungen getroffen. In Grünsfeld wird voraussichtlich zuerst mit den Bauarbeiten begonnen, während der Baustart in Großrinderfeld spätestens im neuen Jahr starten dürfte. Die Arbeiten umfassen neben der Einrichtung von Baustellen auch Maßnahmen zur Ertüchtigung von Wegen und Zufahrtsstraßen, um den bevorstehenden Transport von Baumaterialien und schweren Geräten zu erleichtern.
Zwischenlager als logistische Drehscheibe
Der Spatenstich wurde zwar in Grünsfeld angekündigt, fand aber formal auf einem Grundstück am äußersten Rand der Tauberbischofsheimer Gemarkung statt, unmittelbar an der Grenze zu Grünsfeld. Das Gelände dient als Zwischenlager und wird künftig zentrale Baulogistik beherbergen, darunter Container für die Verwaltung der Baustelle und die Lagerung von Baumaterialien. Diese Infrastruktur wird eine wichtige Rolle bei der Koordination der Bauabläufe spielen und die Effizienz des Projekts steigern.
Bedeutung und Ausblick
SuedLink ist eines der größten Infrastrukturvorhaben der Energiewende in Deutschland. Ab Ende 2028 wird die Trasse die windreichen Regionen Norddeutschlands mit Baden-Württemberg verbinden und so konventionelle Kraftwerke ersetzen. Der Baustart in Tauberbischofsheim markiert einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu mehr Versorgungssicherheit und einer nachhaltigen Energiezukunft.
Quelle: Eigener Bericht, ergänzt um Material der TransnetBW