Eigentlich war es „nur“ eine Ortsführung. Aber eben auch der Start einer Kooperation, die auf lange Jahre ausgelegt sein soll: der Heimat- und Kulturverein (HKV) und NABU Großrinderfeld haben am vergangenen Samstag gemeinsam durch Kultur und Natur in der Ortschaft Großrinderfeld geführt. Gut 20 Interessierte erfuhren bei bestem Wetter viel Wissenswertes. Anschließend kam man noch in der Turnhallengaststätte „Izmir“ zu Plausch und Essen zusammen.

Kurt Schäfer erklärt der Gruppe, wie Großrinderfeld früher von einer Befestigung geschützt war. Straßennamen wie „Unteres Tor“ zeugen noch von dieser Zeit. (Foto: Rainer Gerhards)

HKV Vorstand Dr. Jürgen Gernert begrüßte die Teilnehmenden am Marktplatz . Er hob hervor, dass die Natur natürlich ganz wichtig für „Heimat“ ist. Daher wolle man sich künftig auch verstärkt dem Thema widmen. Einen Partner habe man dabei im NABU gefunden. Rainer Gerhards, Mitglied in beiden Vereinen, übernahm die Begrüßung für den NABU. „Unsere Landschaft ist eine Kulturlandschaft, die vom Menschen geformt wird“, meinte Gerhards, „allein von daher gibt es seit Jahrhunderten ein inniges Verhältnis zwischen Natur und Kultur.“ Eine Kooperation mit dem HKV sei somit naheliegend.

Gesagt, getan, und damit begann die eigentlich Führung. Rudolf Geiger erklärte direkt am Marktplatz so manch Wissenswertes zu den dortigen Denkmalen, zum ehemaligen Schulhaus und heutigen Rathaus sowie zur Ortsgeschichte. Im weiteren Verlauf ging die Gruppe ums Rathaus, betrachtete die Träubelesbildstöcke, wie auch das ältestes Haus Großrinderfelds und erfuhr viel Interessantes u. A. zum Weinbau. Auf dem Weg zum Friedhof macht die Gruppe an der Infotafel zur ehemaligen Ortsbefestigung halt. Kurt Schäfer erklärte dort Details. Denn eine solche Befestigungsanlage, heute kaum sichtbar, war ungewöhnlich für ein Dorf und normalerweise nur in Städten zu finden.

Auf dem Friedhof erläuterte Ulrike Gerhards dann einiges zu nachhaltiger Grabbepflanzung und zur Symbolik mancher Pflanzen. Die Friedhofsgestaltung habe sich immer wieder verändert und im moment gehe der Trend wieder in Richtung möglichst natürlicher Bepflanzung, die aus dem Friedhof auch einen Ort zum Leben für Vögel und viele Insekten mache. Dazu gebe es mittlerweile auch eine Handreichung der katholischen Kirche, wusste sie zu berichten.

Nach dem naturkundlichen Teil erklärte der HKV dann wieder die Kulturdenkmale auf dem Friedhof und gab auch eine Einführung in besondere Traditionen. So hat sich beispielsweise das „Ave-Maria Singen“ in einer der wenigen Gemeinden in unserer Region als Tradition erhalten.

Anschließend ging es an Gärten entlang, was dem NABU Gelegenheit gab, über die Bedeutung von Obstwiesen zu sprechen. Ulrike Gerhards gab dabei auch einen kurzen Einblick in die Entstehung solcher Streuobstwiesen, beginnend bei den alten Römern. Denn „einfach so“ sind sie nicht entstanden. Oft war der ordnende Hand der Herrscher mit im Spiel. Am gleichen Ort gab es dann auch eine Diskussion zu Wald und Klima. Hier konnte Rainer Gerhards mit eigenen Wetteraufzeichnungen interessante Informationen liefern.

Weiter ging es dann Richtung des kleinen Parks an der Hochwasserfläche in der Ilmspaner Straße. Kurt Schäfer und Rudolf Geiger wussten noch vieles zu interessanten Punkten entlang des Weges zu berichten, zum Beispiel zur Zehntscheune.

Ihren Abschluss fand die Veranstaltung am Staudenbeet im kleinen Park. Dieses wird vom NABU gepflegt und soll nachhaltiges Grün und Blühen bieten – und eben auch darüber informieren. Denn oft liegen Arbeitsersparnis und Naturschutz nahe beieinander. Hier im Beet wird ganz bewusst auf einjährige Pflanzen verzichtet, wusste Ulrike Gerhards zu berichten.

Der Park symbolisiere in gewisser Weise auch die beginnende Zusammenarbeit zwischen HKV und NABU führte der Ehrenvorsitzende Rudolf Geiger aus. Denn direkt neben dem Staudenbeet stehe „einer der schönsten Bildstöcke Großrinderfeld“.

Damit endete der offizielle Teil, und große Teile der Gruppe wanderten zum Restaurant „Izmir“. Wie sagte eine Teilnehmerin: „Ich bin extra wegen der Natur innerorts gekommen, eigentlich dachte ich, da ist gar nicht so viel“. Das, und vieles Andere konnte ausgiebig diskutiert werden. Dies wird sicherlich nicht die letzte gemeinsame Veranstaltung von HKV und NABU bleiben.