In der Nähe des Inselreichs Tonga im Pazifik ist ein Unterwasservulkan ausgebrochen. Es war eine gewaltige Eruption. Die Druckwelle dieses Ausbruchs war auch noch in Großrinderfeld (bei Würzburg) im Main-Tauber Kreis messbar. Gut 15 Stunden hat es gedauert, bis sie hier ankam. Auch viele andere Stationen in Deutschland melden die Druckwelle.

Druckwelle des Tonga Vulkanausbruchs messbar im Main-Tauber Kreis
Im Bild die Aufzeichnung des Luftdrucks in Großrinderfeld (Main-Tauber Kreis, Nähe Würzburg). Man erkennt hier die Druckwelle des Tonga Vulkanausbruchs. Ganz deutlich ist der rot gekennzeichnete Bereich. Hör- oder Spürbar war die Welle aber nicht.

Spüren oder hören konnte man die Druckwelle bei uns nicht mehr. Sehr wohl jedoch messen, und zwar auch schon mit vergleichsweise simplen Mitteln. So hat unsere Wetterstation in Großrinderfeld sie ebenfalls aufgezeichnet. Wer sich wundert, warum der zweite Ausschlag nur wenig nach oben, dafür aber tief nach unten geht, der lese bitte hier weiter.

Der Ausbruch des Unterwasservulkans vor Tonga ist im globalen Maßstab außergewöhnlich.

Wenn man genau in das Messprotokoll oben schaut, dann sieht man zunächst einen ungewöhnlichen Druckanstieg und -abfall im roten gekennzeichneten Bereich. Hier hat uns die Druckwelle, mit gut 15 Stunden Verzögerung über den Nordpol erreicht (kürzeste Verbindung, ca. 16.000km). Der grün markierte Bereich, ca. 6 Stunden später, ist vermutlich die Druckwelle, die „andersherum“ (anhand der Großkreise). Diese These wird auch von Meteorologen geteilt (hier ein Beispiel von vielen). Es könnte sich jedoch auch um ein anderes Ereignis in Tonga handeln.

Von verschiedenen Twitter Nutzern wurde übrigens die Ankunft der ersten Druckwelle gegen 20 Uhr in Hamburg, 20:20 im Ruhgebiet, 20:35 hier bei uns und 21 Uhr in Südtirol gemeldet. Die Route über den Nordpol dürfte damit auch ziemlich klar sein.

Eine gelungene Animation der Druckwelle findet sich auf Twitter. Man muss allerdings genau hinsehen.

Mögliche Auswirkungen

Übrigens könnte der gigantische Ausbruch in Tonga Auswirkungen auf das globale Wetter in den kommenden Monaten besitzen. So war die Eruption so stark, dass mit größter Wahrscheinlichkeit Staub und Sulfat-Partikel in die Stratosphäre verbracht wurden. Die dürften sich weit verteilen und fallen nur sehr langsam wieder zur Erde zurück. Dies könnte unter andrem zu einer Reduktion der Sonneneinstrahlung und der globalen Temperaturen in der unteren Atmosphäre führen. Man vergleiche hier mit dem Pinatubo-Ausbruch in 1991. Die genauen Auswirkungen können aktuell allerdings noch nicht abgeschätzt werden.

Eine schöne Fotomontage, die die Größenverhältnisse des Ausbruchs im Vergleich mit Deutschland leichter „begreifbar“ macht.

Eine Vielzahl von Videos zum Ausbruch sind auf Twitter zu finden. Hier der aktuelle Suchbegriff (dürfte in einigen Tagen veraltet sein!).

Warum geht der zweite Ausschlag in der Grafik „nach unten“?

Komplett erklären kann ich das auch nicht. Meine stärkstes Vermutung ist, dass es am Messintervall liegt, also nur eine Verzerrung der Aufzeichnung ist. Unserer Station zeichnet alles 5 Minuten auf, was für normale Wetterlagen vollkommen ausreichend ist. Eventuell ist daher ein höherer Wert verloren gegangen. Darauf deuten Aufzeichnungen von Kachelmannwetter für München hin, dort ging es höher nach oben. Außerdem könnten sich natürlich durch den weiteren Weg auch gewisse Verzerrungen ergeben haben (Laienhafte Meinung).

Ich habe mir die Frage aber auch selbst gestellt, und entsprechend recherchiert. Viele Meteorologen melden genau diesen zweiten Peak als relevant. Insgesamt geht man wohl in der Zeit von 20 Uhr Samstag bis 6 Uhr Sonntag von volatilen Druckverhältnissen aus. Ein Twitter-Thread zum Thema sei Interessierten empfohlen. Dabei bitte alle Verzeigungen („Äste“) des Thread lesen! Wer’s möglichst rasch haben will, schaue hier einen Einzelbeleg. Im Thread sind davon mehrere verlinkt.

Eine Interessante Wortmeldung und Animation gibt es auch von Twitter-User StefFun.

Zum guten Ende hier noch das aktuelle 24-Stunden Messprotokoll von unserer Wetterseite für Großrinderfeld.