Um Stromspeicher, PV-Anlagen und auch die Geopolitik ging es letzte Woche in Großrinderfeld. Die Firma Wenz hatte eingeladen und gut 20 Interessierte waren gekommen. Es ging um Fakten, nicht um eine Werbeveranstaltung. Daher hatte sich auch Bürgermeister Johannes Leibold bereit erklärt, ein Grußwort zu sprechen.

Der Rathauschef, gewohnt gut informiert, wusste dann auch von seinen eigenen Erfahrung mit Stromspeicher und PV zu berichten. Vor einigen Monaten installiert, liefert die Anlage zuverlässig und kostengünstig Strom. „Ein paar Kinderkrankheiten gab es schon“, so Leibold, „aber die hat Wenz schnell und gut ausgeräumt“.
Der Stromspeicher…
Dominik Wenz wies darauf hin, dass Dank „Made in Germany“ und direktem Kontakt zum Hersteller vieles möglich war. Den Vortrag zum Speicher hielt daher auch Florian Herfs, Solarexperte bei Speicherhersteller E3DC. Er erklärte anschaulich, wie ein „Heimkraftwerk“ den PV-Eigenverbrauch optimieren und die Stromkosten deutlich senken kann. Außerdem, so Herfs, können alle Speicher von E3DC auch Notstrom liefern. Bei Stromausfällen hat man also Strom, zumindest solange die Batterien noch geladen sind oder die Sonne scheint. Beispielsweise bei der Ahr-Flut war das für viele Betroffene und ihre Nachbarn extrem hilfreich – unter anderem zum „Handy Laden“.
Der Experte erklärte auch eindrücklich, dass alle Komponenten in Deutschland hergestellt und montiert werden. Das habe allerdings seine Grenzen. So sei aktuell die Kompetenz für Batterien in China. Von dort beziehe man, wie alle anderen auch, diese Komponente. Allerdings: sie werden einer rigorosen laufenden Prüfung unterzogen. Daraus resultiere die hohe Sicherheit der Systeme und die lange Garantie.
PV und Geopolitik…
Das war dann auch die Brücke zum Vortrag von Rainer Gerhards, technischer Informatiker, Betriebswirt und Gemeinderat aus Großrinderfeld. Der sprach, ein bisschen zur Überraschung aller, darüber wie die Geopolitik auch auf unsere heimische Gerätewelt Auswirkungen haben kann.
Dazu erklärte er erst einmal, was eigentlich genau so passiert, wenn wir unsere „smarten Geräte“ via App steuern. Die Eingabe am Handy reist dabei oft „einmal um die Welt“, ehe das Gerät wirklich arbeitet. So betreiben beispielsweise chinesische Hersteller ihre Cloud-Lösungen auch in China. „Wenn ich das System jetzt über’s Handy steuere, dann gehen diese Daten nach China, werden dort verarbeitet und in das Steuersignal für’s Gerät übersetzt“, so der Informatiker,“Erst dann geht das Steuersignal wieder von China nach Großrinderfeld und das Gerät setzt es um“.
Das sei bei fast allen Herstellern so. Die Frage ist nur, wo die Rechenzentren sind: eben in Deutschland, Amerika oder auch Asien, so Gerhards weiter. Diese Technologie gäbe den Herstellern auch die Möglichkeit ganz ohne unser Zutun, die Geräte zu steuern. Und sie in Krisenzeiten beispielsweise als Druckmittel zu nutzen.
Ganz unabhängig davon gäbe es auch weitere geopolitische Risiken. So haben Angriffe der Huthi Rebellen in diesem Jahr bereits Internet-Verbindungen gekappt, und den Datenverkehr nach Asien deutlich verlangsamt. Das hatte auch Auswirkungen auf Smart Home Integrationen. „Hätten die Huthis weitere Kabel gekappt, dann hätten die Apps wohl gar nicht mehr funktioniert“, gab der IT-Security Experte zu bedenken. Daher solle man auch immer darauf achten, dass das Gerät auch ohne Handy ausreichend bedienbar sei.
PV auch bei schlechte Lagen?
Viel Positives hatte Gerhards aber zur Photovoltaik zu berichten. „Früher hat man PV gemacht, um mit der Einspeisung Geld zu verdienen, heute nutzt man Sie um mit Eigenverbrauch Geld zu sparen“, fasste der passionierte PV-Anhänger die Sache zusammen. Bereits vor Jahren habe er eine solche Anlage aufgebaut – sie funktioniere problemlos, und habe ihre Kosten rasch wieder hereingeholt. Dafür seien natürlich auch die steigenden Stromkosten. Er rechne dauerhaft mit relativ hohen Preisen, so der Referent.
Durch die geänderte Ausgangslage sei es mittlerweile wichtig, möglichst den Tag über relativ viel Strom selbst zu erzeugen. Hohe Spitzenerzeugung zu ungünstigen Zeiten lohne sich auch mit Speicher kaum. Besser sei es, insgesamt vielleicht etwas weniger, dafür aber möglich gleichmäßig Strom zu produziere. Dabei helfe es ungemein, dass die Preise für PV-Module sehr deutlich gefallen seien. Auch in vorgeblich „schlechten Lagen“ lohne sich PV fast immer.
„Von daher gibt es heute auch eigentlich gar keine schlechten Lagen mehr“, so Gerhards. Grundsätzlich empfehle es sich, die eigenen Möglichkeiten zu ermitteln und eher etwas zu viel als zu wenig PV zu installieren. „Auf lange Sicht rechnet sich das bestimmt“, ist Gerhards überzeugt. Gleichzeitig warnte er aber: „Trauen Sie niemandem, der ohne Fragen zu stellen, sofort die perfekte Lösung anbietet. So funktioniert das nicht.“ Vielmehr sei es wichtig viele Details, wie das lokale Kleinklima und Lebensgewohnheiten zu klären und das System darauf abzustellen.
Gerhards plädierte daher auch eindringlich dafür, PV Anlagen nur mit guter Beratung durch jemanden mit Erfahrung installieren zu lassen. Für Bauherren sollte dabei die wiederholende „Warum“-Frage das Leitmotiv sein. „Denn nur Anbieter, die zu jeder Aussage eine klare Begründung geben können, verstehen Ihr Geschäft“, gab Gerhards seine eigene Lebenserfahrung wieder. Das gälte übrigens nicht nur PV, sonder immer, z.B. auch bei Versicherungen.
Gemütlicher Ausklang mit vielen Fragen
Nach dem offiziellen Teil kam es noch zu einem gemütliche Beisammensein. Die Teilnehmenden nutzten das auch ausgiebig zur Diskussion. Auch viele konkrete Themen wurden von den Referenten durchgesprochen.
Insgesamt eine gelungene Veranstaltung. Oder, wie es ein Teilnehmer sagte: „Schön, dass so etwas hier in Großrinderfeld stattfindet. Mir ist erst jetzt so richtig klar geworden, wie das alles zusammen hängt“.