Am kommenden Dienstag, 10. Oktober, geht es für die „Energie Großrinderfeld“ an erste praktische Schritte. Dann beraten wir über die Aufnahme von drei Standorten in die Flächennutzungsplanung. Sie liegen zwischen Großrinderfeld und Gerchsheim. Dies ist der erste konkrete Schritt in einem langen Verfahren.

Geplante Standorte für drei Windräder in Großrinderfeld sowie ungefähre Position der bestehenden Windräder in Gerchsheim.
Geplante Standorte für drei Windräder im Rahmen des Konzepts „Energie Großrinderfeld“. (Grafik: Rainer Gerhards, entwickelt aus öffentlicher Sitzungsvorlage der Gemeinde Großrinderfeld)

Warum ich dafür bin

Wie bekannt sein dürfte, befürworte ich das Konzept der „Energie Großrinderfeld“, das es uns ermöglicht (kurz zusammengefasst)

  • Beeinträchtigungen für die Bevölkerung zu vermeiden
  • unser 2% Flächenziel zu erreichen und damit ungesteuerten Zubau zu begrenzen
  • Nutzen für alle Einwohner zu schaffen,

Die jetzt geplanten drei Standorte sind meiner Meinung nach extrem konfliktarm. Gut, sie liegen im Wald, das mag manchem nicht gefallen und ist auch nicht ideal. Aus meiner Sicht aber ein brauchbarer Kompromiss, um Beeinträchtigungen der Bürger zu vermeiden.

Sie passen ideal in das, was wir uns mit der „Energie Großrinderfeld“ vorgestellt haben. Und wozu wir auf den Informationsveranstaltungen in allen Ortschaften Zustimmung aus der Bevölkerung erhalten haben. Da die Zeit drängt, müssen wir schnellstmöglich anfangen. Also jetzt, nachdem die Vorarbeiten für diese drei Räder getan sind.

Von daher stimme ich ausdrücklich der Ausweisung der nötigen Flächen zu. Das ist allerdings nur ein allererster Schritt in einem erschreckend langen Verfahren. Es wird wohl noch vier bis fünf Jahre dauern, bis die Anlagen wirklich Strom produzieren (dazu unten mehr).

Live: warum ich für die Ausweisung der Windkraftstandtorte bin.

Warum dauert das alles so lange?

Da kommt die deutsche Bürokratie ins Rennen. Wir müssen nun zunächst die „Flächennutzungsplanung“ machen, danach folgt der Bebauungsplan und letztlich der Bauantrag. Dann kann gebaut werden – zumindest sofern Material und Handwerker verfügbar sind…

Die Verfahren der Flächennutzungsplanung und Bebauungsplanung haben mehrere Schritte mit Öffentlichkeitsbeteiligung. Sie sind sich sehr ähnlich. Auch als jemand, der sehr für Beteiligung und Transparenz ist, erscheint mir dieses „Doppelverfahren“ wenig sinnvoll, und auch bei den Beteiligungsschritten könnte der letzte meiner Meinung nach entfernt werden, da er erfahrungsgemäß ohnehin nichts mehr bewirkt und keine Änderungen bringt. Das sage ich jetzt als jemand, der bei mehreren Verfahren kritischen Anmerkungen abgegeben hat.

Um überhaupt sinnvoll einsteigen zu können, sind darüber hinaus umfangreiche Gutachten erforderlich (z.B. zum Naturschutz). Die sind aber schon angelaufen und hinreichend gediehen. Daher können wir jetzt auch aktiv werden.

Die „Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft“…

Und noch so ein Problemchen: Großrinderfeld hat sich „vor Urzeiten“ der Vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft Tauberbischofsheim, Großrinderfeld, Königheim und Werbach (VG) angeschlossen. Änderungen und Ergänzungen können daher nicht direkt von Großrinderfeld beim zuständigen Regionalverband Heilbronn-Franken beantragt werden. Das muss über die VG und in unserem Falle damit konkret von Tauberbischofsheim aus erfolgen.

Das wiederum schafft zusätzliche Bürokratie, Verzögerungen und meiner Meinung nach auch unnötige Kosten. Denn im Endeffekt müssen wir ohnehin alles so aufbereiten, dass, salopp gesprochen, TBB „nur noch die Briefmarke draufkleben muss“. In meiner persönlichen Wahrnehmung ist TBB hier auch weder besonders motiviert oder schnell. So tagt die VG üblicherweise nur zwei Mal im Jahr, und das nicht einmal in regelmäßigen Abständen.

Ich halte den damaligen Beitritt zur VG daher übrigens auch für einen Fehler. Es wird sich auch zeigen, ob solche Konstrukte im Hinblick auf die politisch gewünschte schnelle Energiewende überhaupt noch dauerhaft Bestand haben können. Aber sei es drum, das ist ein anderes Thema.

Sollten nicht mehr Windräder entstehen?

Ja, drei sind für die Gesamtkonzeption eigentlich etwas wenig. Ich sehe die Ausweisung daher als einen vermutlich nur ersten Schritt (Details dazu im nächsten Absatz). Wichtig ist, dass wir so auch das 2 % Flächenziel noch nicht erreichen. Das gilt zwar für den Bereich des gesamten Regionalverbands, aber je weniger Gemeinden es schaffen , desto wahrscheinlicher wird es, dass Windräder „einfach überall“ gebaut werden können. Auch ohne Nutzen für die Bevölkerung und ohne Rücksicht auf unsere Kriterien zur Vermeidung von Belästigungen. Da wir das nicht möchten, müssten noch Standorte folgen.

Was verhindert weitere Standorte?

Es sind noch nicht alle Voruntersuchungen abgeschlossen. Es zeigt sich aber bereits, dass die militärischen Tiefflugzonen auf unserer Gemarkung die Möglichkeiten stark beschränken.

Bild von Hubschraubern im Tiefflug.
Tiefflugstrecken sind aktuell ein Hemmnis für Windkraftstandorte. Hier Hubschrauber im Tiefflug über Großrinderfeld. (Foto: Rainer Gerhards)

Ich bin übrigens sehr für die Stärkung der Landesverteidigung. Mir stellt sich allerdings auch die Frage, ob Tiefflug und Windkraft sich wirklich nicht vereinbaren lassen. Was wäre denn beispielsweise, wenn Windradgebiete verteidigt werden müssten? Kann die Luftwaffe dann hier nicht operieren und man muss die Gebiete aufgeben? Wäre es so gesehen nicht gerade sinnvoll, wenn man in „Windrad-Umgebungen“ übt. Immerhin sollen das 2 % der Bundesfläche werden…

Im Schwarzwald war es meinen Informationen aus Stuttgart zufolge übrigens durchaus möglich, dass die Landesregierung Tiefflugzonen zugunsten von Windkraft verschieben konnte. Bei uns wäre meiner Vermutung nach eine leichte Verschiebung vollkommen ausreichend.

Viele Jahre bis zur Realisierung – und der günstige Bürgerstrom?

Gute Frage, schließlich müssen wir erst einmal Strom produzieren, um ihn in der Gemeinde günstig anbieten zu können. Erfreulicherweise geht der Aufbau von Photovoltaik Anlagen etwas schneller. Unter Tagesordnungspunkt 6 geht es dort auch voran. Ich bin von daher noch guter Dinge, dass wir auch den Bürgerstrom in kürzerer Zeit bekommen können. Vermutlich aber noch nicht im nächsten Jahr.

Wo finde ich weitere Informationen?

Im Ratsinformationssystem der Gemeinde Großrinderfeld können die Sitzungsvorlagen abgerufen werden. Eine gute Möglichkeit ist es auch, selbst zur öffentlichen Sitzung zu kommen. Sie findet am 10. Oktober 2023 um ca. 19 Uhr in der Turnhalle Gerchsheim statt. Gerne können Sie auch mich ansprechen.

Darüber hinaus finden Sie hier auf der Webseite umfangreiche Information zur „Energie Großrinderfeld“. Auch die Archive der Tagespresse dürften einiges Material enthalten. Last but not least bietet sich auch ein Blick auf die Webseite der Energie Großrinderfeld an. Tagesaktuelle News gibt’s da allerdings nicht.