Gerade nach dem gut einstündigen Stromausfall von Donnerstag, 24. August kamen in den sozialen Medien Diskussionen über die Ursache auf. Schnell machte man die Energiewende als Schuldigen aus. Tatsächlich hat die aber damit gar nichts zu tun. Ich habe beim Netzbetreiber NetzeBW nachgefragt: Gewitter und Sturm waren die Ursache – wie schon häufiger in letzter Zeit. Hier im Artikel die Fakten.

Bei Gewitter und Sturm können Freileitungen beschädigt werden. Meist lässt sich das Problem aber sehr rasch beheben bzw. umgehen. (Symbolfoto: 1195798 / Pixabay)

Tatsächlich ist es so, dass wir in Großrinderfeld und Umgebung seit Ende Juli „häufiger“ als gewohnt kurze Stromausfälle haben. In Großrinderfeld spürbar waren vier von fünf Unterbrechungen im Versorgungsgebiet um Tauberbischofsheim. Die Versorgungssicherheit ist nach wie vor sehr groß. Trotzdem stören auch kurze Unterbrechungen. Bis auf das Ereignis am vergangenen Donnerstag war der Strom immer nach wenigen Minuten wieder da. Hier nun die von NetzeBW genannten Fakten:

Störungen und Ursachen

  • 20. Juni 2023: Durch Gewitter/Sturm wurde ein Kabel der Freileitung bei Uissigheim heruntergerissen und hat die Versorgungsunterbrechung ausgelöst
  • 30. Juli 2023: Ursache war hier ein Kurzschluss auf einer Freileitungsstrecke, der durch ein Gewitter/Sturm ausgelöst wurde, jedoch ohne einen Schaden an der Freileitung zu verursachen (die Fehlerstelle ist nicht bekannt – betroffen waren Altertheim, Grünsfeld, Werbach, Wittighausen) – so konnte die Versorgung nach 2 Minuten durch Wiederzuschaltung wieder hergestellt werden.   
  • 14. August 2023: Bei Erd- und Baggerarbeiten wurde ein Erdkabel in Königheim beschädigt. Dies hat die Versorgungsunterbrechung ausgelöst.
  • 23. August2023: Ein technischer Defekt im Umspannwerk Tauberbischofsheim hat die Versorgungsunterbrechung ausgelöst. Durch Umschaltungen im Netz konnte die Versorgung jedoch bereits nach 3 Minuten wieder hergestellt werden.
  • 24. August 2023: Durch Gewitter/Sturm wurde ein Kabel der Freileitung bei Grünsfeldhausen beschädigt. In der Folge trat dann noch ein Defekt an einem Erdkabel in Wenkheim auf und hat so die Versorgungsunterbrechung ausgelöst. Diese Störung dauerte 60 Minuten.
Die Blitzaktivität am 24.08.2023 kurz vor dem Stromausfall. Man sieht, wie das Gewitter immer näher kommt. Es handelt sich um eigene Messungen. Daher gibt es auch keine Daten während des Stromausfalls. (Daten/Grafik: Rainer Gerhards)

Was wird unternommen, um Störungen zu vermeiden bzw. kurz zu halten?

Soweit nicht anders vermerkt, dauerten die Störungen nur wenige Minuten. Das ist erstaunlich kurz, wenn ein Freileitung beschädigt wurde. So schnell kann das ja kaum repariert werden. Wie kann das funktionieren?

Diese kurzen Unterbrechungszeiten rühren daher, dass wir in Deutschland einen hohen Aufwand für die Sicherheit der Versorgung treiben. Für alle wichtigen Komponenten im Stromsystem gibt es Reserven. Wenn nun ein Komponente ausfällt, kann schnell auf die Reserve umgeschaltet werden. Unter Umständen erfolgt das automatisch, oft aber in der Netzleitstelle. In diesen Fällen ist der Strom also nur kurz weg.

Ein konkretes Beispiel: alle Gemeinden sind normalerweise über mindestens zwei verschiedene Leitungswege angebunden. So ist beispielsweise Großrinderfeld über Werbach/Wenkheim und Grünsfeldhausen angebunden. Darüber hinaus besteht meines Wissens nach noch eine weitere, weniger Leistungsfähige, Verbindung über Wittighausen und Ilmspan. Fällt nun die „Hauptleitung“ aus, kann auf die Ersatzleitung umgeschaltet werden. Dafür werden auch Kapazitäten reserviert, d.h. die Leitungen sind nie zu 100% ausgelastet.

Am vergangenen Donnerstag wurde die Freileitung nach Grünsfeldhausen beschädigt. Anscheinend sollte dann auf die Erdleitung von Wenkheim umgeschaltet werden. Die war nun aber auch defekt (vermutlich wegen des dort zeitgleich vorbeiziehenden Gewitters). Damit war ausnahmsweise keine unmittelbare Ersatzschaltung möglich. Die Netzleitzentralen hat dann weitere Maßnahmen ergreifen müssen. Evtl. musste auch auf Technikereinsatz vor Ort gewartet werden (meine Spekulation, die NetzeBW hat hierzu keine Mitteilung gemacht). Nach 60 Minuten Stromausfall wurde die Versorgung wiederhergestellt, was aufgrund der größeren Schäden meiner Meinung nach wirklich gut war. Übrigens bleiben Kühl- und Gefriergeräte auch einige Stunde hinreichend kühl, wenn man Sie nicht öffnet.

Was passiert bei einem lang andauernden Stromausfall?

Wenn Vieles zusammenkommt, kann eine Reparatur unter Umständen auch deutlich länger dauern. Das passiert extrem selten, kann aber nie ganz ausgeschlossen werden. Die EnBW, und alle Stromversorger, bereiten sich auch auf solche Fälle vor. Notfalls können große mobile Generatoren (im Containerformat) rasch besorgt werden und die Versorgung übergangsweise sicherstellen. So etwas gab es auch schon einmal im Kreis, ist aber eben sehr sehr selten.

Notsituationen werden von den Netzverantwortlichen und ihrer Technik auch regelmäßig Trainiert und geübt. Insgesamt hat Deutschland eine im internationalen Vergleich ausgezeichnete Versorgungssicherheit.

Aber die Energiewende…?

Es gibt in Bezug auf die Planung der Energiewende auch aus meiner Sicht Einiges zu bemängeln. Ganz konkret meine ich dabei den Ausbau der Stromnetze – sowohl die Hochleistungstrassen wie SüdLink, aber eben auch die wichtigen Verteilnetze im ländlichen Raum. Die reichen nämlich für den geforderten Zubau von erneuerbaren Energien aktuell überhaupt nicht aus. Sie rechtzeitig und ausreichend auszubauen wird ein Gewaltakt. Der Weg dahin ist steinig, und ich sehe im Moment wenig von Bund und Land kommen, was dem Ausbau die nötige Geschwindigkeit verleihen könnte.

ABER: solche „kleinen“ lokalen Stromausfälle, so ärgerlich sie auch sein mögen, haben mit der Energiewende an sich wirklich gar nichts zu tun. Da muss man mehr auf die Sicherheit des Netzes als Ganzes schauen (Stichwort: Netzfrequenzstabilität). Ich beobachte diese Daten laufend. Und gerade die Tage vor dem 24. August und auch danach waren in dieser Beziehung ausgesprochen ruhig.

Wenn man nun wirklich über Energiewende und Klimawandel reden möchten, dann wird leider „anders herum“ ein Schuh daraus: Bedingt durch den Klimawandel werden Extremwetterereignisse und auch weniger starke Gewitter und Stürme häufiger. Das merkt man zunehmend und gerade auch in diesem Jahr. Je weniger wir also den Klimawandel aufhalten, desto häufiger wird es vermutlich auch zu Stromausfällen durch Unwetter kommen.

Quelle: Presseauskunft der NetzeBW zu meiner Anfrage